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Wunsch der Schüler: Wirtschaft als Fach

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Jugend und Beruf: Wirtschaft? Nein danke, da weiß ich nichts von

Berufswunsch Öffentlicher Dienst - junge Leute scheuen das Risiko der Wirtschaft. Zu große Lücken bei Fragen zur Ökonomie. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Risikoscheu, nicht ausreichend informiert und immer unzufriedener: Das ist, grob skizziert, was zwei aktuelle Studien über die Einstellungen junger Leute zu Fragen nach Beruf und Geld herausgefunden haben – und das sollte zu denken geben.

Am Dienstag ergab die Studentenstudie 2018 des Beratungsunternehmens Ernst & Young, dass die Zahl der Jungakademiker, die einen Job im Öffentlichen Dienst anstreben, erneut gestiegen ist, auf inzwischen 40 Prozent. 2016 lag dieser Wert bei der gleichen Befragung bei 32. Tags darauf präsentierte der Bundesverband deutscher Banken seine Jugendstudie, derzufolge junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren zwar mehr Geld als je zuvor monatlich zur Verfügung haben, aber immer weniger über wirtschaftliche Zusammenhänge wissen, also das, was der Grund für ihren wachsenden Wohlstand ist.

Nicht als Erster und zu Recht schlussfolgert der Bankenverband aus dem Bild, das sich da ergibt, dass es des Schulfachs Wirtschaft bedürfe. Mit dem, was man versteht, kann man umgehen. Erst das, was einem unerklärlich ist, schreckt ab und ist bedrohlich. Dass mit dem abnehmenden Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge die Sehnsucht nach dem Öffentlichen Dienst als treusorgendem, wirtschaftsfernem und unkaputtbarem Arbeitgeber wächst, ist eine folgerichtige Entwicklung. Aber keine wünschenswerte.

Es sind die alten Schlagworte Globalisierung und Digitalisierung, die klarmachen, was für die Zukunftssicherung, persönliche wie auch gesamtgesellschaftliche, nötig ist: ein bisschen kompetente Risikobereitschaft und etwas gut gelaunte Freude am Ausprobieren. Wenn die heranwachsende Generation das nicht mitbringt, wird das nicht ohne Folge für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, den Exportweltmeister Deutschland, bleiben.

In der Bankenstudie wird von den Befragten klar formuliert, dass sie sich mehr Informationen über ökonomische Zusammenhänge wünschen: Sie lernten in der Schule wenig bis nichts darüber, würden im Alltag aber merken, wie ihnen das fehlt. Das sollte ernst genommen werden – auch von denen, die am liebsten rufen würden, Bildung ist doch kein Online-Bringdienst, kümmert euch mal selbst um etwas! In der Schule wird im besten Fall ein Interesse an Themen geweckt, die man für sich erobert und später selbstständig weiterverfolgt. Heute entwickelt sich offenbar eine Leerstelle, wenn es diesen schulischen Funken nicht für Fragen der Wirtschaft gibt.

Wirtschaft ist das Kernelement der weltweiten Beziehungen. Dass die jungen Leute davon wenig halten und verstehen, dürfte ein Aspekt für den sinkenden Zukunftsoptimismus der jungen Leute sein, den die Studien ebenfalls feststellt. Ausgeliefertsein macht unfroh.

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