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Politik: Jugoslawien: Verbündete rücken von Milosevic ab

Nach den Protesten Hunderttausender Oppositionsanhänger wächst der Druck auf den jugoslawischen Präsidenten Milosevic. Der serbische Vize-Regierungschef und Milosevic-Verbündete Vojislav Seselj erkannte am Donnerstag den Sieg des Oppositionskandidaten Vojislav Kostunica bei der Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag an.

Nach den Protesten Hunderttausender Oppositionsanhänger wächst der Druck auf den jugoslawischen Präsidenten Milosevic. Der serbische Vize-Regierungschef und Milosevic-Verbündete Vojislav Seselj erkannte am Donnerstag den Sieg des Oppositionskandidaten Vojislav Kostunica bei der Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag an. Nach Kostunicas Sieg in der ersten Runde werde seine Partei, die Radikale Partei Serbiens (SRS), nicht an einer möglichen Stichwahl teilnehmen, sagte Seselj am Donnerstag in Belgrad. "Für uns sind die Wahlen vorbei", fügte der Ultra-Nationalist hinzu.

Nach dem offiziellen Endergebnis verfehlte Kostunica dagegen die absolute Mehrheit und soll sich Präsident Milosevic am 8. Oktober in einer Stichwahl stellen. Das jugoslawische Oppositionsbündnis DOS lehnte eine Stichwahl erneut kategorisch ab. Milosevic könne in Frieden und würdevoll abtreten oder aber gedemütigt die Macht abgeben, hieß es in einer Erklärung. Die Wahkommission solle die wahren Ergebnisse der Wahlen vom Sonntag bekannt geben, forderte DOS.

Milosevic will allerdings trotz des wachsenden Drucks der Opposition an seiner Absicht festhalten, in einem weiteren Wahlgang anzutreten. Dies erklärte der Präsident am Donnerstag nach einer Krisensitzung mit Parteifunktionären und Beratern in Belgrad. Die amtliche Nachrichtenagentur Tanjug meldete, die Sitzung habe sich unmittelbar bevorstehenden Aufgaben vor der Stichwahl gewidmet. Milosevic erklärte, die Regierungskoalition habe bei der Wahl zum Parlament eine überwältigende Mehrheit erhalten. Dies bestärke ihn in der Absicht, "die Politik des Friedens, der Verteidigung und der Freiheit des Landes fortzusetzen".

Die einflussreiche orthodoxe Kirche gratulierte der Opposition zu ihrem Wahlsieg. Auch die pro-westliche Regierung der kleineren Teilrepublik Montenegro erkannte den Wahlsieg Kostunicas an, obwohl sie die Präsidenten- und Parlamentswahlen am Sonntag boykottiert hatte.

Die Regierungen Rumäniens und Bulgariens begrüßten ebenfalls das gute Abschneiden Kostunicas und riefen die Regierung in Belgrad auf, dies zu respektieren. Das erklärten die Regierungschefs beider Nachbarländer, Mugur Isarescu und Iwan Kostow, am Donnerstag bei einem Treffen an der rumänisch-bulgarischen Grenze bei Turnu Magurele aus Anlass eines bilateralen Truppenmanövers.

Die Nato übte größte Zurückhaltung. "Wir beobachten und wir warten ab", sagte ein Sprecher des Militärbündnisses am Donnerstag in Brüssel. Er äußerte sich jedoch zufrieden darüber, dass es nicht zu größeren Ausschreitungen gekommen und in der gesamten Region ruhig geblieben sei. Die Nato sei aber auf alle Eventualitäten vorbereitet gewesen, dies sei auch nach den Wahlen der Fall.

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