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Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

© imago images / Independent Photo Agency Int.

Juncker verrät zum Abschied Interna: Wie der Kommissionschef einst vom französischen Geheimdienst belauscht wurde

An seinem letzten Tag als EU-Kommissionspräsident verabschiedet sich Jean-Claude Juncker mit einem humorvollen Artikel. Und plaudert einige Anekdoten aus.

„Moien!“, grüßt der scheidende EU-Kommissionspräsident seine Leser in seiner Muttersprache und beweist sogleich, was für ein lässiger Typ er ist. „Hier ist Jean-Claude!“ Am letzten Tag seiner Amtszeit hat Jean-Claude Juncker den EU-Newsletter „Brussels Playbook“ der US-Mediums „Politico“ übernommen – und dabei auch Interna verraten.

Den Newsletter hatte Juncker schon vor Monaten versprochen, wie er nun meinte „in einem Moment der Schwäche“. Er schreibt darin, dass Europa „die große Liebe“ seines Lebens sei. Angesichts der vielen Konfliktthemen in der EU habe er sich in seinen fünf Jahren als EU-Kommissionspräsident aber „oft wie Europas Familien-Therapeut“ gefühlt, „der versucht, alle glücklich zu machen und an Bord zu halten“.

Juncker erzählte auch davon, wie er einmal vom französischen Geheimdienst abgehört worden sei. Er erinnere sich noch genau an das Gespräch mit „seinem lieben Freund Bill Clinton“. Danach habe ihn der französische Präsident Jacques Chirac angerufen und auf ein Detail aus dem Gespräch angesprochen. Sonst sei sein altes Nokia-Handy (nicht das bekannte Modell 3310, „aber fast“) relativ abhörsicher.

Den französischen Lauschangriff nimmt er mit Humor. „Danke, dass du zugehört hast, mein Freund. Es stellte sich heraus, dass es nicht immer die USA sind, die bei Telefonaten mithören.“

Neben solchen Anekdoten lässt Juncker seine Zeit als EU-Kommissionspräsident Revue passieren. Am Ende kommt dann noch ein wenig Selbstlob. In seiner Amtszeit wurden die so viel gescholtenen EU-Regulierungen um 83 Prozent gesenkt. Konzentriert habe er sich aber vor allem auf die für ihn wichtigsten Themen: Eine solidarische Migrationspolitik und die Digitalisierung Europas.

„Unsere Schwäche liegt darin, dass wir Versprechen nicht halten“

Enttäuscht zeigte sich Juncker, dass die EU-Mitgliedstaaten Beitrittsgespräche mit Nordmazedonien und Albanien blockiert haben, obwohl diese alle Kriterien erfüllt hätten. „Unsere Schwäche liegt darin, dass wir unsere Versprechen nicht halten“, schrieb Juncker. Er sprach von einer „beschämende Unfähigkeit der europäischen Staats- und Regierungschefs, ihrer Verpflichtung nachzukommen“.

Juncker, der am Sonntag von Ursula von der Leyen abgelöst wird, kündigte an, er werde weiter für Europa eintreten. „Auch wenn ich mich aus der aktiven Politik zurückziehe, werde ich nie aufhören, Europa meine Stimme und mein Herz zur Verfügung zu stellen.“ (mit AFP)

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