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Politik: „Jung, ledig, gesund“

Für wen sich eine private Krankenversicherung lohnt, und für wen nicht, erklärt Verbraucherschützer Lars Gatschke.

Für wen lohnt es sich heute noch, sich privat versichern zu lassen?

Wenn man es pauschalieren möchte: jung, ledig, gesund und möglichst verbeamtet. Wer in die private Krankenversicherung wechseln will, sollte sorgfältig das Für und Wider abwägen. So kann sich eine Kalkulation ganz schnell ändern, wenn man Kinder bekommt. Auf die Beratung von Versicherungsvermittlern kann man sich nicht immer verlassen: Wer bis zu neun Monatsbeiträge Provision bei Abschluss kassiert, rät unter Umständen nicht immer von der privaten Krankenversicherung ab, auch wenn sich der Wechsel vielleicht gar nicht lohnt.

Wo sind die privaten Anbieter besser als die gesetzlichen Kassen?

Der Vertrag, den ich mit 25 Jahren unterschrieben habe, gilt auch noch mit 65 Jahren. Der Leistungsumfang ist mir ein Leben lang zugesichert. Bei den Kassenleistungen hingegen wird immer wieder der Rotstift angesetzt, Zuzahlungen werden eingeführt oder wie die Praxisgebühr auch wieder abgeschafft.

Aber was hilft der garantierte Leistungsumfang dem Kunden, dessen Prämie im Alter so stark steigt, dass er sie sich eigentlich nicht mehr leisten kann?

Das ist ein Problem, für das die Branche noch eine sinnvolle Lösung schuldet. Wenn der Versicherer die Prämien massiv anhebt, sollte der Kunde einen Tarifwechsel ins Auge fassen. Außerdem kann er den Versicherungsschutz überprüfen: Braucht man heutzutage noch Chefarztbehandlung oder das Ein-Bett-Zimmer? Möglich ist auch, einen Selbstbehalt zu akzeptieren, dabei sollte man aber nicht sofort auf 2000 Euro oder mehr gehen. Wenn alles nichts hilft, sollte man einen Wechsel in den Standardtarif prüfen.

Für viele Versicherte ist es schwierig, im Wust der Tarife den Überblick zu behalten. Was muss sich ändern?

Ich fände es sinnvoll, wenn die Anbieter ihre Kunden oberhalb einer bestimmten Altersgrenze regelmäßig über konkrete, für sie passende Tarifangebote informieren und ihnen einen Wechsel anbieten. Der Wechsel muss dann in einer angemessenen Frist über die Bühne gehen.

Kassenpatienten klagen darüber, dass sie länger auf Arzttermine warten als Privatversicherte. Was kann man dagegen tun?

Medizinische Leistungen, die dem Niveau der Gesetzlichen Krankenkassen entsprechen, sollten auch nur so bezahlt werden. Wenn ein Arzt an einem Privatpatienten nicht mehr Geld verdient als an einem Kassenpatienten, dann bevorzugt er ihn auch nicht mehr bei der Terminvergabe.

Und wo sind Privatversicherte im Nachteil?

Sie müssen das Geld für Arztbesuche oder Medikamente auslegen. Es wäre sinnvoll, auch hier das Sachleistungsprinzip einzuführen. Dann könnte sich der Versicherer direkt mit der Klinik oder dem Arzt streiten, welche Kosten angemessen sind. Die Auseinandersetzung würde nicht auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen.

Die Fragen stellte Cordula Eubel.











Lars Gatschke
ist

Versicherungsexperte beim Bundesverband

der Verbraucherzentralen.

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