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Politik: Jung, männlich, arbeitslos

Der typische NPD-Wähler fühlt sich benachteiligt – und fürchtet den sozialen Abstieg

Von Frank Jansen

Berlin - Angst vor Ausländern, Furcht vor sozialem Abstieg – die meisten Wähler von NPD und DVU in Sachsen und Brandenburg sehen sich offenbar selbst als Verlierer. In einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen heißt es, überdurchschnittlich viele Anhänger der rechtsextremen Parteien fühlten sich benachteiligt. 96 Prozent der NPD-Sympathisanten in Sachsen und 88 Prozent der DVU-Anhänger in Brandenburg sähen durch die in Deutschland lebenden Ausländer „eine Überfremdungsgefahr“. Eine große Mehrheit meine auch, im Osten lebten zu viele Ausländer – obwohl deren Anteil in den neuen Ländern gering ist.

Als typisch bezeichnet die Forschungsgruppe Wahlen die Altersstruktur und den Bildungsgrad der Sachsen und Brandenburger, die den rechtsextremen Parteien ihre Stimme gaben. 21 Prozent der 18- bis 29-jährigen Männer hätten sich im Freistaat für die NPD entschieden. Bei den Wählern, die noch keine 35 Jahre alt sind und einen Hauptschulabschluss haben, machten sogar 26 Prozent ihr Kreuz bei den Nationaldemokraten. In Brandenburg stimmten 14 Prozent der Wähler zwischen 18 und 30 Jahren für die DVU.

Bei den Arbeitslosen, die am stärksten von Hartz IV betroffen sind, hätten die NPD 18 Prozent und die DVU 13 Prozent erreicht, schreibt die Forschungsgruppe Wahlen. 84 Prozent der NPD-Anhänger und 83 Prozent der DVU-Sympathisanten hielten die Sozialreformen der Regierung für falsch. Damit ist der Wutfaktor bei den Wählern rechtsextremer Parteien deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung. Laut Forschungsgruppe Wahlen lehnen „nur“ je 59 Prozent aller Sachsen und Brandenburger die Sozialreformen ab.

In der Berufsgruppe der Arbeiter insgesamt sei die NPD auf 14 Prozent und die DVU auf zehn Prozent gekommen, heißt es in der Analyse der Forschungsgruppe. Außerdem zeige sich, wie schon bei früheren Wahlen, dass die rechtsextremen Parteien deutlich stärker von Männern unterstützt werden als von Frauen.

Trotz der Wahlerfolge lehnt offenbar eine große Mehrheit der Sachsen und Brandenburger weiterhin NPD und DVU ab. Auf einer Skala zwischen dem positiven Spitzenwert plus fünf und dem negativen Pendant minus fünf habe die NPD in Sachsen minus 3,3 und die DVU in Brandenburg sogar minus 3,8 erreicht, sagt die Forschungsgruppe Wahlen.

Die NPD erreichte, ähnlich wie bei den Kommunalwahlen im Juni, mit 23,1 Prozent ihr stärkstes Ergebnis in Reinhardtsdorf-Schöna (Sächsische Schweiz). Für die DVU gab es die meisten Stimmen im Wahlkreis Oberspreewald-Lausitz: 12,2 Prozent. In der Gemeinde Hirschfeld im Elbe-Elster-Kreis kam sie auf 25,8 Prozent.

Unterdessen können die Rechtsextremen eine hohe Wahlkampfkostenerstattung erwarten. Erreicht eine politische Gruppierung mindestens ein Prozent, zahlt der Staat pro Stimme 85 Cent. Die NPD in Sachsen kann angesichts ihrer 191 087 Stimmen (9,2 Prozent) also ihr Budget um 162 423 Euro aufbessern. Die DVU erhielt in Brandenburg 71 003 Stimmen (6,1 Prozent), in ihre Kasse fließen 60 352 Euro. Vermutlich muss sie aber einen Teil des Geldes an den in München sitzenden, millionenschweren Verleger und DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey abführen. Frey strecke der Partei oft Wahlkampfkosten vor, sagen Sicherheitsexperten – als Kredit.

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