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Politik: Jung, schwarz, mitreißend

Barak Obama begeistert die US-Demokraten

Die Kommentatoren überschlugen sich. „Ein Star ist geboren“, jubelte einer. „Der ist noch besser als Clinton“, rief ein anderer. Barak Obama kannten die meisten Amerikaner bislang nicht. Jetzt wissen sie: Dieses Gesicht müssen wir uns einprägen. Die Demokraten auf ihrem Parteitag in Boston jedenfalls hat der gut aussehende 42-Jährige am Dienstag verzückt. In einer fulminanten Rede, die keinen Vergleich zu scheuen braucht, eroberte er alle Herzen. Erinnerungen an die Prediger-Rhetorik eines Martin Luther King wurden wach. Mehr als 900 US-Soldaten sind bislang im Irak gestorben. „Dienen wir diesen Menschen ebenso gut, wie sie unserem Land dienen?“, fragte Obama ernst. Sein Grundton indes war positiv, ja charmant. Die Menschen wollten wieder Hoffnung statt Zynismus. Auch auf diese Phase einer „langen politischen Dunkelheit“ folge ein „heller Tag“.

„Wer ist Obama?“, fragten vor dessen Auftritt viele Demokraten. Die Antwort gab er selbst. „In keinem anderen Land der Welt wäre meine Geschichte möglich gewesen.“ Sein Großvater hat in Kenia Ziegen gehütet, sein Vater wanderte ins „gelobte Land“ ein, wurde Ökonom, heiratete eine Frau aus Kansas. Barak wurde 1961 in Hawaii geboren. Nach der Schule Politikstudium an der Columbia University, ausgebildet zum Juristen an der Harvard Law School. Barak brillierte auf jedem Gebiet. Ende der neunziger Jahre ging er in die Politik. Für die Demokraten wollte er vor vier Jahren als Abgeordneter in den Kongress. Obama, der mit seiner Familie in Chicago lebt, kandidierte für den Bundesstaat Illinois. Doch er wurde nicht gewählt. Das war sein erster Rückschlag. Seitdem geht es wieder steil nach oben. Es gilt als sicher, dass er im November Senator wird. Er wäre der dritte schwarze US-Senator, den es je gab.

Doch nicht nur seinetwegen war auch der zweite Tag der „Conventions“ beeindruckend. Howard Dean und Edward Kennedy verschärften spürbar den Ton. Reizworte wie Enron und Halliburton wurden ins „Fleet Center“ gerufen. „Das Einzige, was wir zu fürchten haben, sind vier weitere Jahre George W. Bush“, sagte Kennedy, dessen Auftritt in Boston ein Heimspiel war. Und auch Teresa Heinz-Kerry, die First Lady in spe, wurde mit ihrer Rede dem Ruf, eine höchst ungewöhnliche Frau zu sein, wieder einmal gerecht.

Und Ron Reagan, jüngerer Sohn des vor kurzem verstorbenen republikanischen Ex-Präsidenten, hielt ein Plädoyer für die Förderung der Stammzellenforschung. Mit diesem Thema wollen die Demokraten verstärkt Wahlkampf machen. Etwa 70 Prozent der Amerikaner, auch viele prominente Republikaner, unterstützen das Anliegen, dem sich aus moralisch-religiösen Gründen das Weiße Haus widersetzt. „Die Theologie von einigen wenigen darf nicht die Gesundheit und das Wohlergehen von vielen Bedürftigen beeinflussen“, sagte Reagan. Am 2. November gehe es um „Zukunft oder Vergangenheit, Wahrheit oder Ideologie, Vernunft oder Ignoranz“. Mit der Wahl dieses Themas dürfte den Demokraten ein geschickter Schachzug geglückt sein.

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