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Politik: Junge Muslime wollen Demokratie Deutsche Studie

zur Stimmung in Südasien

Berlin - Nicht etwa in einem arabischen Land, sondern im fernen Indonesien lebt die größte muslimische Bevölkerungsgruppe der Welt. Gemeinsam mit dem benachbarten Malaysia sind es 235 Millionen Muslime – die Hälfte von ihnen sind jünger als 25 Jahre. Welche „Werte, Träume und Ideale“ die 15- bis 25-jährigen Muslime dort haben, sollte eine Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung und des Goethe-Instituts herausfinden, die am Freitag im Tagesspiegel-Haus vorgestellt wurde. Viele Ergebnisse waren für die Experten überraschend – etwa dass die meisten dieser jungen Menschen so optimistisch in ihre Zukunft blicken.

Ihre finanzielle Situation in einigen Jahren schätzt die überwiegende Mehrheit „besser als heute“ ein. Eine erfolgreiche Karriere ist für 97,1 Prozent in Indonesien und für 74,7 Prozent in Malaysia wichtig. Ebenso bedeutsam ist für die jungen Leute aber das Familienleben. Eine „gute Mutter“ oder ein „guter Vater“ zu werden, ist unter den Lebenszielen eines der wichtigsten.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen in arabischen Ländern ist bemerkenswert, dass etwa 73 Prozent der Jugendlichen in Indonesien und Malaysia glauben, das Volk habe die Macht, ein Regime zu stürzen. Zumal die Zustimmung zur Demokratie sehr hoch ist: 66 Prozent der indonesischen und 71 Prozent der malaysischen Jugendlichen glauben, dass eine gute Demokratie eine Opposition braucht. Für Meinungsfreiheit sprechen sich mehr als 82 Prozent aus.

Viele der Antworten der Jugendlichen beinhalten ein starkes religiöses Bekenntnis. Jedoch vermuten die Experten, dass hier eher geantwortet wurde, was als sozial erwünscht gilt. „Denn bei der Frage, ob man fünfmal am Tag betet oder häufig im Koran liest, sind die Werte viel geringer“, sagte Ibrahim Suffian vom Merdeka-Meinungsforschungsinstitut, der an der Umsetzung der Studie in Malaysia beteiligt war. In diese Richtung interpretieren die Experten auch eine hohe Zustimmung bis zu 92 Prozent für die Todesstrafe oder das Auspeitschen für bestimmte Vergehen. Franz Xaver Augustin vom Goethe-Institut in Indonesien sagte, die hohen Zustimmungswerte könnten mit einem Bedürfnis nach mehr Rechtsstaatlichkeit zusammenhängen. Denn gleichzeitig lehnt eine Mehrheit in beiden Ländern Gewalt zur Lösung gesellschaftlicher Konflikte ab. Suffian betonte, dass Parteien, die Sanktionen wie Auspeitschen fordern, nur von einer sehr kleinen Minderheit gewählt werden.

Auch in anderen Bereichen klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander: Während die Mehrzahl der Jugendlichen vorehelichen Sex und Drogen ablehnt, gibt es in den Ländern ein starkes Drogenproblem und hohe Abtreibungsraten.

Parallelen zu den muslimischen Jugendlichen in Deutschland fanden die Experten bei der Vorstellung der Studie kaum. Zum Beispiel gingen die Familiengründungen unter jungen Muslimen in Deutschland ähnlich „schleppend“ voran wie unter Nicht-Muslimen, sagte Sozialforscher Klaus Hurrelmann.

Karin Schädler

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