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Kabul: Italienische Geisel in Afghanistan frei

Die vor dreieinhalb Wochen in der afghanischen Hauptstadt Kabul entführte italienische Entwicklungshelferin Clementina Cantoni ist wieder frei. Nach Medienienberichten soll die Italienerin gegen die Mutter eines Bandenführers ausgetauscht worden sein.

Rom/Kabul (10.06.2005, 12:15 Uhr) - Für die Freilassung der Italienerin Clementina Cantoni aus afghanischer Geiselhaft ist die Regierung in Kabul den Forderungen der Entführer offenbar weitgehend entgegengekommen. Italienische Medien berichteten am Freitag unter Berufung auf Geheimdienste, Kabul habe mehrere inhaftierte Mitglieder der Kidnapper-Bande auf freien Fuß gesetzt. Darunter sei auch die Mutter des Bandenführers Timor Schah.

Die Mailänder Zeitung «Corriere della Sera» schreibt zudem, es sei Lösegeld gezahlt worden. Die 32-jährige Mitarbeiterin der Organisation Care International sei nach 24 Tagen Geiselhaft wohlauf und wurde am Freitagnachmittag in Rom zurück erwartet. Der afghanische Präsident Hamid Karsai nannte das Verbrechen einen «feigen Akt», der die religiösen und kulturellen Werte Afghanistans verletzte. Die Kidnapper seien eine «Bande Krimineller». Das Innenministerium bestritt, dass Lösegeld gezahlt wurde.

Der «Corriere» bezeichnete die Freilassung als einen «Austauch» zwischen der Italienerin und der Mutter des Bandenführers, der am Donnerstag in einem Privathaus eines Geschäftsmannes in Kabul stattgefunden habe. «Andere Zugeständnisse wurden bereits zuvor gemacht, trotz Dementis des afghanischen Innenministeriums.» Angeblich seien 100 000 Euro Lösegeld gezahlt worden. Die Regierung in Rom verweist in dieser Frage darauf, die Behörden in Kabul hätten die Verhandlungen geführt.

Bei vergangenen Entführungen mit glücklichem Ausgang im Irak war Italien mehrfach in den Verdacht geraten, hohe Lösegelder gezahlt zu haben. Diese seien als «Informationsgelder» für Mittelsmänner getarnt worden. Die Regierung hat dies aber immer wieder bestritten. (tso)

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