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Politik: Kaltrina denkt im Krankenhaus schon wieder an die Schule

HAMBURG . "Langsam erholt sich Kaltrina.

HAMBURG . "Langsam erholt sich Kaltrina. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut, auch wenn sie sich erst daran gewöhnen muß, daß sie einen Teil ihres Körpers verloren hat." Ekrem Pira strahlt Ruhe aus, wenn er über den Gesundheitszustand seiner krebskranken Tochter spricht, die mit Hilfe deutscher Spender operiert werden konnte. Vor einer Woche wurde ihr in der Hamburger Universitätsklinik ein Teil ihres rechten Beines amputiert. In zwei bis drei Monaten soll sie ihre erste Prothese bekommen.Immer wieder hat der Vater versucht, die Tochter zu trösten: "Ich sagte ihr, daß es noch schwerere Krankheiten gibt. Daß es Menschen gibt, die nicht sehen können. Und daß wir in unserer Heimat im Kosovo bei unserer Rückkehr Kinder sehen werden, die wegen des Krieges gar keine Beine mehr haben. Als ich ihr dann gesagt habe, daß die Operation die einzige Möglichkeit ist zu überleben, hat sie zwei Tränen geweint und dann zugestimmt."Auch im Krankenbett schmiedet die achtjährige Kaltrina Zukunftspläne. Sobald sie wieder richtig laufen kann, so hat sie ihrem Vater gesagt, möchte sie wieder zur Schule gehen. Immer wieder redet sie von ihrem Heimatdorf Pozharan. Wie der Vater, der aber dennoch kein Heimweh hat: "Ich vermisse im Augenblick nichts. Ich habe kein Haus im Kosovo und auch keine Arbeit. Meine Familie ist hier. Also vermisse ich gar nichts. Dennoch: Sobald die Ärzte sagen, daß Kaltrina zurückkehren kann, werden wir es auch tun. Das einzige Problem ist, daß wir noch nicht wissen, wie wir die Nachuntersuchungen durchführen lassen können. Nach Belgrad zu fahren, das würde ich nach allem, was geschehen ist, nicht wagen."Bei aller Sorge blicken Ekrem Pira und seine Frau Luljeta hoffnungsvoll in die Zukunft. Der 41jährige Jurist bedankt sich herzlich bei allen Spendern, insbesondere bei den Tagesspiegel-Lesern. Dankbar war er auch für den Brief einer Berlinerin. "Deren Tochter hat vor einigen Jahren die gleiche Diagnose bekommen wie Kaltrina. Auch sie wurde operiert und alles ist gut gelaufen. Später hat sie studiert, eine Arbeitsstelle angenommen, geheiratet und Kinder bekommen."

JOACHIM DICKS

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