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Politik: Kampagne gegen Kinderpornografie

Polizei und Internetanbieter arbeiten darin erstmals zusammen / Branche so lukrativ wie Drogenhandel

Mehr als ein Jahr haben Internetanbieter und Polizei gebraucht, um die erste, gemeinsame Kampagne gegen Kinderpornografie zu starten. Dabei geben Bund und Länder 1,3 Millionen Euro pro Jahr für die Informationsoffensive aus. Die Provider verpflichten sich im Gegenzug, verbotene Seiten schnell zu sperren und die Strafverfolger frühzeitig zu informieren.

Die Zahl der polizeilich bekannten Fälle ist seit dem Jahr 2000 um mehr als 80 Prozent gestiegen, die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen hat sich auf 3883 knapp verdoppelt. Und dabei, sagte der Stuttgarter Landespolizeipräsident Erwin Hetger, der das Aktionsbündnis koordiniert, „sehen wir nur die Spitze eines Eisberges, das Dunkelfeld ist immens“. Die Vereinten Nationen schätzen den Jahresumsatz der Kinderschänder auf weltweit fünf Milliarden US-Dollar – ein Geschäft, so profitabel wie Waffenhandel und Drogenschmuggel.

Die Strukturen der Tauschringe für Kinderpornografie werden zunehmend organisierter und exklusiver, was der Polizei den Zugang zu den Drahtziehern erschwert. Und während in Europa die grenzüberschreitende Fahndung ganz gut funktioniert, gestalte sich die Zusammenarbeit mit den Behörden in den USA, aus denen besonders viel Material stammt, zäh, klagt Helmut Schürholz, der für das Landeskriminalamt in Stuttgart Internet-Fahndungsgruppe anführt. Dabei sei oft Eile geboten.

Derzeit ermitteln die Fahnder weltweit gegen eine Gruppe von 38 Tatverdächtigen aus 18 Nationen, darunter 26 Deutsche. Da in diesem noch nicht abgeschlossenen Fall auffällig viel neues Material entdeckt wurde, hofft die Kripo, durch eine schnelle Identifizierung der Opfer, der Täter und der Tatorte vielleicht noch laufende Missbrauchsdelikte stoppen zu können. Die Opfer sind höchstens vier Jahre alt, auch Bilder von missbrauchten Säuglingen wurden sichergestellt.

Die digitale Fotografie und die wachsende Zahl schneller Internetanschlüsse begünstigen die Entwicklung. Kinderpornografie steht nach Angaben der Zentralstelle für die Recherche in Datennetzen beim Bundeskriminalamt an erster Stelle der kriminellen Angebote im Internet. Die Kampagne soll zeigen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist, und sie soll Nutzer, die versehentlich auf Kinderpornografie stoßen, anregen, die Adressen der Polizei zu melden. Anbieter wie AOL oder T-Online werben für die Kampagne der Polizei, sperren Material und schalten die Strafverfolger frühzeitig ein.

Weitere Informationen im Internet: www.polizei-beratung.de/aktionen/kinderpornografie

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