zum Hauptinhalt
Dem Krieg zuschauen: Kurden beobachten von türkischer Seite die Stadt Kobane.

© AFP

Kampf gegen den "Islamischen Staat": Türkei lässt kurdische Peschmerga-Kämpfer nach Kobane einreisen

Kurswechsel in der Türkei: Ankara erlaubt kurdischen Peschmerga-Kämpfern erstmals in die umkämpfte Stadt einzureisen, um gegen den "Islamischen Staat" zu kämpfen. US-Flugzeuge haben erstmals Waffen für die kurdischen Kämpfer abgeworfen. Das gefällt der Türkei aber gar nicht.

Kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak können nach Angaben der türkischen Regierung künftig über die Türkei aus zur Unterstützung der Kurdenkämpfer in die umkämpfte syrische Stadt Kobane einreisen. "Wir unterstützen die Peschmerga-Truppen beim Grenzübertritt nach Kobane", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Montag vor Journalisten in Ankara. Die Türkei habe kein Interesse daran, dass Kobane an der Grenze zur Türkei in die Hand von Dschihadisten falle, betonte der Minister, ohne weitere Details zu der Ankündigung zu nennen.

Die Ansage aus Ankara stellt einen Kurswechsel der türkischen Regierung dar, die bislang den Grenzübertritt von Kurdenkämpfern nach Kobane untersagt hatte. Die Einreise türkischer Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nach Syrien soll offenbar weiter untersagt bleiben. Während sich die Türkei in einem jahrzehntelangen Konflikt mit der PKK befindet, hat Ankara in den vergangenen Jahren engere Verbindungen zu den kurdischen Behörden im Nordirak aufgebaut.

Kobane - eine Stadt im Krieg.
Kobane - eine Stadt im Krieg.

© AFP

Das US-Militär hat derweil die Kurden in der Umgebung der umkämpften syrischen Grenzstadt Kobane zum ersten Mal aus der Luft mit Nachschub an Waffen, Munition und medizinischem Material versorgt. Das US-Militärkommando Centcom sprach am Sonntag (Ortszeit) von "mehreren" erfolgreichen Versorgungsflügen, die mit Transportmaschinen vom Typ C-130 ausgeführt worden seien. Demnach wurde das Material, darunter auch Kleinwaffen, von den kurdischen Behörden im Irak bereitgestellt. Auf Widerstand seien die Maschinen nicht gestoßen, sagte ein ranghoher US-Regierungsvertreter.

Mit dem Nachschub könnten die um Kobane kämpfenden Kurden der Dschihadistenmiliz IS weiterhin "Widerstand leisten", teilte Centcom weiter mit. Kurdische Kämpfer hoffen nach dem Abwurf von Waffen, Munition und medizinischen Gütern auf weitere Hilfen. Das Material würde den Kampf sicherlich positiv beeinflussen, sagte der Sprecher des militärischen Arms der syrischen Kurden am Montag per Skype der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir hoffen auf weitere Unterstützung." Ein Großteil der von den kurdischen Behörden im Irak zur Verfügung gestellten Waffen und Munition sei inzwischen in der umkämpften nordsyrischen Stadt Kobane angekommen, teilte ein Sprecher der Kurdenkämpfer dort via Twitter mit.

Die Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei ist schwer umkämpft. Eine US-geführte Militärallianz bombardiert dort seit Wochen mutmaßliche IS-Stellungen. Durch diesen Widerstand und insgesamt 135 Luftangriffe der USA bei Kobane in den vergangenen Tagen sei der IS-Vormarsch gebremst worden, teilte das US-Militär weiter mit. Hunderte IS-Kämpfer wurden den Angaben zufolge getötet. Dennoch bleibe die Lage in Kobane instabil.

Die Versorgung der Kurden durch die USA könnte nun vor allem die Türkei verärgern: Noch am Sonntag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Bewaffnung der kurdischen Kämpfer in Syrien erneut abgelehnt. Die syrische Kurdenpartei PYD, deren bewaffneter Arm in Kobane gegen den IS kämpft, sei ebenso eine "Terrorgruppe" wie die in der Türkei verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), sagte Erdogan.
Ein US-Regierungsvertreter sagte dazu, er könne die Bedenken der Türkei gegenüber auch kurdischen Gruppen verstehen. Allerdings sei der IS ein "gemeinsamer Feind" der Türkei und der USA. (AFP/rtr)

Zur Startseite