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Politik: Kampf gegen den Terror: Erbitterte Kämpfe um Taliban-Hochburg

Wenige Tage vor Beginn der Afghanistan-Konferenz in Bonn hat die Nordallianz am Freitag ihre Offensive auf Tausende eingekesselte Talibankämpfer in Kundus verstärkt. Ihr General Raschid Dostum drohte: "Wenn die Taliban nicht bis Sonntag aufgeben, werden sie eliminiert.

Wenige Tage vor Beginn der Afghanistan-Konferenz in Bonn hat die Nordallianz am Freitag ihre Offensive auf Tausende eingekesselte Talibankämpfer in Kundus verstärkt. Ihr General Raschid Dostum drohte: "Wenn die Taliban nicht bis Sonntag aufgeben, werden sie eliminiert." Die Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Mary Robinson, berichtete am Freitag von schweren Menschenrechtsverstößen der Nordallianz in Afghanistan. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs Präsident Jacques Chirac unterstrichen die Bedeutung einer politischen Lösung für das Land.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: Wege jenseits der Bomben Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Nach den Angaben von UN-Hochkommissarin Robinson haben die Vereinten Nationen deutliche Hinweise darauf, dass es in mehreren Städten Afghanistans nach der Übernahme durch die Nordallianz zu Massakern und Vergewaltigungen gekommen sei. Auch der britische Außenminister Jack Straw rief die Nordallianz in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zur Zurückhaltung in Kundus auf. Talibankämpfer, die sich ergeben wollten, müssten wie Kriegsgefangene behandelt werden, sagte er.

Der UN-Sondergesandte Francesc Vendrell sprach sich für den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe in Afghanistan aus. Die Situation rund um die Hauptstadt Kabul sei "ein bisschen Besorgnis erregend", sagte Vendrell nach einem Treffen mit Straw am Freitag in Islamabad. Eine sofortige Entsendung internationaler Truppen schloss er jedoch aus. Die Nordallianz, die Kabul seit dem 13. November kontrolliert, lehnt die Stationierung großer ausländischer Truppenkontingente in Afghanistan ab.

Kämpfer der Nordallianz bereiten für das Wochenende die Einnahme der Stadt Kundus vor. Dort sind seit einer Woche nach Schätzungen Tausende von Taliban sowie ausländische Mitkämpfer aus arabischen Staaten, aus Pakistan und Tschetschenien eingeschlossen. Kundus ist die letzte Stadt im Norden, die von den Taliban noch gehalten wird. Ein Vorort der Stadt wurde am Freitag kampflos eingenommen, wie Nord-allianz-Kommandeur Daud Khan mitteilte. Truppen der Nordallianz besetzten die am Rand von Kundus gelegene Ortschaft Daliabad, nachdem sich die dort stationierten Taliban-Soldaten ergeben hatten. Unterdessen nahmen die Vereinten Nationen ihre Hilfsflüge für die Not leidende Bevölkerung wieder auf. Amerikanische Flugzeuge vom Typ B-52 bombardierten weiterhin Stellungen der Taliban in den Bergen der Umgebung von Kundus.

In Berlin trieb unterdessen das Auswärtige Amt die Vorbereitungen zu der Afghanistan-Konferenz in Bonn voran. An der Eröffnung des Treffens, dessen Beginn wegen organisatorischer Probleme um einen Tag auf Dienstag verschoben wurde, nimmt auch Bundesaußenminister Joschka Fischer teil. Die Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn wird vom Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen, Lakhdar Brahimi, geleitet. Ziel ist die Bildung einer Übergangsregierung mit Beteiligung aller Volksgruppen in Afghanistan.

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