zum Hauptinhalt
Flammen und dunkler Rauch über der Grenzstadt Kobane.

© dpa

Kampf gegen IS: Türkei sichert Kobane Hilfe zu

Immer näher ist die IS-Miliz an Kobane herangerückt. Doch die Kurden wehren sich mit allen Mitteln gegen den Fall der nordsyrischen Stadt. Und auch die Türkei will das verhindern. Ob damit auch militärische Hilfe in Frage kommt, bleibt offen.

Die Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) hat am Freitag ihre Angriffe auf die von Kurden gehaltene syrische Stadt Kobane an der türkischen Grenze erheblich verstärkt. Von einem Hügel auf der türkischen Seite der Grenze aus waren mindestens zwei Panzer des IS zu sehen, die von Osten auf Kobane zurollten und in die Stadt hineinschossen. Auch Granateinschläge und das Feuer automatischer Waffen waren zu hören. Über der Stadt stieg Rauch auf, an einigen Stellen brach nach dem IS-Beschuss offenbar Feuer aus. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu versprach, sein Land wolle verhindern, dass Kobane an den IS falle.
Mehrere Stunden lang lag Kobane am Freitagmittag unter dem Beschuss des IS. Unbestätigten Berichten zufolge zogen sich die kurdischen Verteidiger der Stadt aus den Außenbezirken zurück. Offenbar wollen die Kurden die angreifenden Dschihadisten in einen potenziell verlustreichen Häuserkampf zu locken: Das Führung der Kurden in Kobane erklärte, jede Straße und jedes Haus in der Stadt werde "zum Grab für den IS". Die Kommandeure riefen erneut alle Kurden auf, in die Stadt zu kommen und bei der Verteidigung zu helfen.

Vorwürfe gegen türkische Regierung

Kurdenpolitiker in der Türkei werfen der türkischen Regierung vor, insgeheim mit dem IS zu paktieren, um die kurdische Autonomie in Kobane und anderen Teilen Nordsyriens zu zerschlagen. Davutoglu bemühte sich, diese Vorwürfe mit der Hilfszusage für Kobane zu entkräften. Die Türkei wolle nicht, dass Kobane falle, sagte er in einem Fernsehinterview.

Ob damit auch militärische Hilfe der Türkei für die Kurden in Kobane in Frage kommt, blieb offen. Gepanzerte Fahrzeuge der türkischen Armee patrouillierten am Freitag am Grenzzaun, der nur wenige hundert Meter von Kobane entfernt verläuft. Ein türkischer Panzerverband, der unmittelbar an der Grenze stationiert ist, griff aber nicht in die Kämpfe ein. Kobane wird seit fast drei Wochen vom IS belagert. Eine Einnahme der Stadt würde den Dschihadisten die Kontrolle über weite Gebiete entlang der türkischen Grenze sichern.

Luftschläge auf IS-Stellungen

Die USA und ihre arabischen Verbündeten hatten in den vergangenen Tagen IS-Ziele bei Kobane angegriffen. In der Nacht auf Freitag flogen sie Angriffen im Norden und Osten Syriens. Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter waren Explosionen in der Nähe der Stadt Dair as-Saur und in der Provinz Al-Rakka zu hören. Aktivisten berichteten von Angriffen auf den Militärflughafen Al-Tabka, den der IS von der syrischen Armee erobert hatte.

Im benachbarten Irak will sich nun auch Australien am Kampf gegen den IS beteiligen. Laut Ministerpräsident Tony Abbott billigte das Kabinett auf Bitten der irakischen Regierung den Einsatz von Kampfflugzeugen. Der IS habe der Welt den Krieg erklärt, und die Welt antworte darauf, sagte Abbott. Das Kabinett stimmte auch der Entsendung von Spezialkräften zu. Sie sollen die Iraker beraten. (mit dpa)

Zur Startseite