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Jens Spahn (l-r), Armin Laschet und Friedrich Merz im Jahr 2018 vor Beginn der CDU-Landesvorstandssitzung.

© Federico Gambarini/dpa

Kampf um den CDU-Vorsitz: Das Wir ist immer eine bessere Botschaft als ein Ich

Armin Laschet will im Team mit Jens Spahn CDU-Vorsitzender werden. Friedrich Merz will das als Einzelkämpfer schaffen. Ein Kommentar.

Zunächst Spahn: Klare Worte, klare Haltung, aber man sah an ihm, warum Armin Laschet der stärkere ist. Noch. Ja, Laschet: Sein Problemaufriss der Gesellschaft von heute war geistig präzise – brillant.

Es ist eben nicht nur Abstiegsangst, die im Land grassiert, es sind Wut, Hass und Aggression. Die wieder da sind, die alles bedrohen, Meinungs- und Pressefreiheit, Unabhängigkeit der Justiz, die Grundrechte. Dagegen Regierungshandeln zu setzen, aber eben mit geduldiger Erklärung, kann genau das Konsensuale stärken, das die Gesellschaft zusammenhält – und die Demokratie erhält. Dann, nur dann, sind Volksparteien nicht tot, da hat Laschet recht.

Wunderbar klug im Übrigen der Hinweis auf den Talmud: Erst der böse Gedanke, dann das böse Wort, zum Schluss die böse Tat. Hier zeigte einer, auch sprachlich eingängig, was christlich-demokratisch grundierte Politik sein kann. Und die ist nicht von gestern.

Der Mann von morgen ist sicher Jens Spahn – obwohl er in seinem Redebeitrag, in seinen Antworten zeigte, warum es gut ist, dass er sich noch einreiht. Von der größten Krise der CDU zu sprechen heißt nämlich, keine richtige Möglichkeit für einen Weg nach vorne zu weisen.

Spahn - ein Pluspunkt für Laschet

Ende der 70er Jahre war die CDU schon einmal am Abgrund, Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre auch; nach der Parteispendenaffäre war das. Und beide existenziellen Krisen hat die CDU überwunden. Warum soll das jetzt nicht auch gehen?

Das wäre seine, Spahns, Botschaft gewesen, oder jedenfalls hätte er es anders herausstellen können. Aber weil er zugleich alles mit dem Begriff Team überwölbt und weil er deutlich macht, dass es etwas gibt, das größer ist als die Ambition eines Einzelnen, bleibt er ein Pluspunkt. Auch für Laschet.

Nur weil Herr Spahn löblich seinen Job macht, qualifiziert er sich noch lange nicht als Kanzlerkandidat. Sondern als Gesundheitsminister. Insofern ist die Kombination des Pragmatikers Spahn mit dem Ministerpräsidenten von NRW eine sinnvolle Lösung.

schreibt NutzerIn Tobias_Johst

Die beiden zusammen bieten ein gutes, ein freundliches, ein zugewandtes Bild. Und eines, das es Grün und Rot schwer machen würde, schwer machen kann. Schwerer als mit Friedrich Merz.

Seine Rolle als Einzelkämpfer ist seit dem Auftritt jetzt noch schärfer konturiert. Es kann sich noch als Fehler erweisen, dass er das bis in die letzten Stunden gemachte Angebot, im Team mit Laschet und Spahn eine sogar herausgehobene Rolle zu übernehmen, ausgeschlagen hat.

Er will alles. Das ist zu respektieren. Doch er kann auch leer ausgehen. Denn das Wir ist immer eine bessere Botschaft als ein Ich. Gerade in der CDU, die Angela Merkel hinterlässt.

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