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Bei dem Raketenangriff auf ein israelisches Wohnhaus wurden mehrere Menschen verletzt.

© Jack Guez/AFP

Kampf um Gaza: Warum sich Israel mit der Hamas arrangieren muss

Die Raketenangriffe auf Israel nehmen kein Ende. Dennoch tut sich Netanjahu schwer damit, die Herrschaft der Hamas zu beenden. Aus gutem Grund. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Terror, der den Alltag prägt. Im Süden Israels wissen die Menschen ganz genau, was das heißt. Seit Jahren müssen sie mit dem ständigen Beschuss von Raketen leben - abgefeuert von der im Gazastreifen herrschenden Hamas oder anderen dort operierenden extremistischen Gruppen wie dem Islamischen Dschihad.

Es sind Geschosse, die Bauern auf ihren Feldern und Kinder in ihren Schulen bedrohen. Dutzende Angriffe gab es dieser Tage, aberhunderte waren es in den vergangenen Monaten.

Eine rote Linie überschritten

Kein Staat der Welt kann sich eine derartige Bedrohung seiner Bürger bieten lassen. Auch der jüdische nicht. Deshalb schlägt Israel immer zurück. Wie jetzt wieder. Und hält sich dabei militärisch auffallend zurück, obwohl ein weitreichender Vergeltungsschlag der israelischen Sicherheitsdoktrin zufolge sehr wohl gerechtfertigt wäre.

Schließlich haben die militanten Islamisten dieses Mal sogar den Großraum Tel Aviv ins Visier genommen und damit eine rote Linie überschritten.

Die Herrschaft der Islamisten beenden?

Dass die Regierung um Benjamin Netanjahu trotz Wahlkampfzeiten und entsprechenden Drucks der Hardliner mit Bedacht reagiert, hat einen Grund: Israel steckt in einer Zwickmühle. Ein Sturz der Hamas mag auf den ersten Blick angebracht erscheinen. Aber sinnvoll ist er damit noch lange nicht.

Zwei, die gut miteinander können: Donald Trump empfängt Benjamin Netanjahu im Weißen Haus.
Zwei, die gut miteinander können: Donald Trump empfängt Benjamin Netanjahu im Weißen Haus.

© Carlos Barria/Reuters

Denn ein Ende der Herrschaft der Islamisten könnte zur Folge haben, dass Israel den Gazastreifen erneut besetzen muss, um ihn zu kontrollieren. Der Aufwand wäre allerdings immens. Davor schreckt auch Netanjahu zurück.

Oder noch radikalere Gruppen, etwa dem IS nahestehende Salafisten, übernehmen die Macht im Küstenstreifen. Das ist ebenfalls keine Option. Dann schon lieber weiterhin mit der Hamas arrangieren. Da weiß man zumindest, wie die tickt.

Ein Wahlkampfhelfer namens Trump

Dass Netanjahu nicht einem Krieg das Wort redet, hat noch einen weiteren Grund. Außenpolitisch könnte es für den Premier kaum besser laufen. Das verdankt er Donald Trump. Der US-Präsident erweist sich als treuer Verbündeter, erfüllt ihm fast jeden Wunsch. Erst der Umzug der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem, jetzt die Anerkennung der Souveränität Israels über die Golanhöhen - mehr Unterstützung im Wahlkampf geht kaum. Und es hilft, in Sachen Hamas Ruhe zu bewahren.

Nur: Das allein wird nicht ausreichen, auf lange Sicht einen vermutlich folgenschweren Waffengang mit der Hamas zu verhindern. Es ist an den Islamisten, endlich und endgültig die Angriffe auf Israel einzustellen.

Halten sie an ihren Provokationen fest, werden die Verantwortlichen in Jerusalem letztendlich nicht zögern, dem Terror mit militärischen Mitteln ein Ende zu setzen. Egal, wer nach der Parlamentswahl am 9. April im jüdischen Staat politisch das Sagen haben wird.

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