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Politik: Kampf um Unabhängigkeit von Indonesien begann vor 23 Jahren und forderte mehr als 200 000 Tote

Der Konflikt um den Status Ost-Timors begann Ende 1975, als die Revolutionäre Front für die Unabhängigkeit Osttimors (Fretilin) die Unabhängigkeit erklärte und eine demokratische Republik ausrief. Eine gute Woche später marschierte die indonesische Armee ein.

Der Konflikt um den Status Ost-Timors begann Ende 1975, als die Revolutionäre Front für die Unabhängigkeit Osttimors (Fretilin) die Unabhängigkeit erklärte und eine demokratische Republik ausrief. Eine gute Woche später marschierte die indonesische Armee ein. Der bewaffnete Kampf gegen die Besatzer begann. Im Juli 1976 annektierte Jakarta Ost-Timor und machte es zu seiner 27. Provinz. Dies wird von den Vereinten Nationen bis heute nicht anerkannt.

Die Unabhängigkeitsbestrebungen der mehr als 800 000 Einwohner wurden von Indonesien blutig unterdrückt. Dabei wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen mehr als 200 000 Menschen getötet. Einer der grausamsten Zwischenfälle ereignete sich im November 1991, als Soldaten in der ost-timorischen Hauptstadt Dili brutal gegen Demonstranten vorgingen und dabei nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 200 Menschen töteten.

International in den Vordergrund rückte Ost-Timor wieder im Oktober 1996, als zwei Schlüsselfiguren der Unabhängigkeitsbewegung, Bischof Carlos Felipe Ximenes Belo und José Ramos-Horta, zusammen den Friedensnobelpreis erhielten.

Die von Indonesien besetzte Region Ost-Timor wurde 1520 von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Jahrhundertelang übte Portugal die Kontrolle über das 14 615 Quadratkilometer große Gebiet aus. Einzige Einnahmequelle des 500 Kilometer nördlich von Australien und mehr als 2500 Kilometer östlich von Indonesiens Hauptstadt Jakarta gelegenen Gebietes im Osten der Insel Timor ist die Landwirtschaft. In der gebirgigen Gegend werden vor allem Kaffee, Weizen und Reis angebaut. Dennoch verhungerten unter der indonesischen Besatzung Tausende Menschen.

Erst der Rücktritt des 32 Jahre lang regierenden Präsidenten Suharto im Mai vergangenen Jahres, erzwungen durch den Druck landesweiter Demonstrationen für Demokratie und Reformen, machte den Weg frei für eine friedliche Lösung des Konflikts. Am 5. Mai dieses Jahres unterzeichneten die ehemalige Kolonialmacht Portugal und Indonesien unter Vermittlung der Vereinten Nationen ein Abkommen, das eine Volksabstimmung über die Zukunft des Inselteils vorsieht.

Das Autonomie-Statut, über das die Ost-Timorer am Montag abgestimmt haben, gesteht den Einwohnern des Inselteils nur wenige Rechte zu. Die Außen- und Verteidigungspolitik sowie die Verwaltung der Finanzen bleiben der Vorlage zufolge weiter in der Hand der indonesischen Regierung. Die 59 Punkte des Autonomiestatuts waren im Mai zwischen Indonesien, der ehemaligen Kolonialmacht Portugal und der UN vereinbart worden. Im Falle einer Ablehnung durch die Bevölkerung Ost-Timors will Jakarta das Gebiet in die Unabhängigkeit entlassen.

Im außenpolitischen Bereich dürfte die ost-timorische Regierung dem Vorschlag zufolge Entwicklungshilfe nur mit Zustimmung Indonesiens beantragen. Für die äußere Sicherheit Ost-Timors wäre Indonesien dem Autonomievorschlag zufolge ebenfalls weiter zuständig.

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