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Politik: Kandidatenlisten sind so groß wie Poster

Kinshasa - Die Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo sind ein gigantisches Unternehmen. Die 33 Kandidaten, die sich in der ersten Runde der Wahlen am 30.

Kinshasa - Die Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo sind ein gigantisches Unternehmen. Die 33 Kandidaten, die sich in der ersten Runde der Wahlen am 30. Juli um das Amt des Präsidenten bewerben, sind wenig im Vergleich zu den weiteren Zahlen dieser Wahl.

Mehr als 9700 Kandidaten konkurrieren um 500 Sitze im nationalen Parlament. In den elf Provinzen des Landes leben geschätzte 60 Millionen Menschen. Rund 26 Millionen Wähler können in 50 000 Wahllokalen ihre Stimme abgeben. Zehntausende nationale und 1500 internationale Wahlbeobachter werden die Abstimmung überwachen, davon 300 aus der Europäischen Union. Allein die christlichen Kirchen Kongos schicken rund 50 000 Beobachter, die den Verlauf der Wahlen kontrollieren und dokumentieren sollen. Zwei Tage vor der Wahl sollte die Ausbildung von einer Viertelmillion Wahlhelfer abgeschlossen sein. Jedes Wahlbüro im Land ist mit fünf Helfern ausgestattet.

Zudem sollen 2000 Soldaten der EUFOR sowie die 17 000 Mann starke UN- Friedenstruppe Monuc die Wahl im Kongo absichern. Die 780 Soldaten der Bundeswehr dürfen dabei laut Mandat des Bundestages nur im Raum Kinshasa zum Einsatz kommen. Auch die Medien sind mit einem Großaufgebot bei den kongolesischen Wahlen vertreten: 1200 ausländische Journalisten berichten über das Ereignis.

Die Wahlzettel des Kongo sind die größten der Welt. Einige Wahlbezirke der Hauptstadt Kinshasa haben sechs Kandidatenzettel für die Wahl der Abgeordneten, jeder einzelne ist mit 50 mal 70 Zentimetern so groß wie ein Poster. In einer Probeabstimmung stellte sich kürzlich heraus, dass die Urnen für die riesigen Listen zu klein sind. Deswegen werden in den Wahllokalen Kinshasas und einigen weiteren mindestens zwei Urnen stehen. Damit das möglich ist, musste das Wahlrecht modifiziert werden, das nur eine Urne pro Lokal vorsah.

Auch die Papiermenge, die im Zusammenhang mit den Wahlen verbraucht wurde, ist rekordverdächtig. Das Wahlmaterial musste wegen der vielen Ethnien im Land in fünf Sprachen gedruckt werden: Französisch, Lingala, Swahili, Tshiluba und Kikongo. Weil der Kongo nicht über genügend Druckereien verfügt, wurden die Broschüren, Poster und Wahlzettel in Südafrika produziert und von dort mit Flugzeugen ins Land gebracht.

Judith Reker

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