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Politik: Kannte Rom Uran-Papiere?

Italienische Zeitung veröffentlicht umstrittene Dokumente

Rom . Italiens wie auch Frankreichs Regierung bestehen darauf, dass sie von Dokumenten, die den Verkauf von Uran durch Niger an Saddam Hussein nachweisen sollen, nichts wussten. In ihrer Mittwochsausgabe weist die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ aber nach, dass zumindest die Regierung Berlusconi davon gewusst haben muss. „La Repubblica“ zeichnet auf zwei Seiten den Weg dieser Dokumente nach, in denen von mindestens 500 Tonnen Uran die Rede ist.

Die Dokumente, die in der Zeitung auf Fotografien wiedergegeben werden, seien zudem auf den ersten Blick als Fälschungen zu erkennen, schreibt das Blatt. So trage ein Brief, der an den nigrischen Präsidenten gerichtet sei, die Unterschrift des Präsidenten selbst. In einem anderen Dokument stimmte der Name des nigrischen Außenministers nicht.

Der militärische Geheimdienst Sismi stand, wie die Zeitung dokumentiert, im November 2001 mit einem nigrischen Diplomaten in Verhandlungen, um bestimmte Unterlagen bezüglich des angeblichen Urangeschäfts zu kaufen. Zur gleichen Zeit sollen sich in Rom Agenten des britischen Geheimdienstes MI 6 aufgehalten und diese Unterlagen von den Italienern erworben haben.

Das Blatt weist ebenfalls nach, dass der Sismi von sich aus über das Ausführungskomitee für Nachrichten- und Sicherheitsdienste, das direkt dem Regierungschef unterstellt ist, Regierungschef Silvio Berlusconi sowie das Außenministerium über den Handel mit den Dokumenten informiert hat. Es war, so die Zeitung, der Direktor des Sismi höchstpersönlich, Niccolo Pollari, der Ende 2002 gegenüber der parlamentarischen Geheimdienstkommission den Besitz von Unterlagen bestätigte, die, so Pollari, „den Handel mit Uran zwischen einem zentralafrikanischen Land und dem Irak bestätigen“.

Die Zeitung zitiert auch Stimmen aus dem Sismi, wonach Berlusconi in einem Telefongespräch mit US-Präsident George W. Bush die Echtheit der Dokumente bestätigt haben soll. Berlusconi und sein Außenminister haben die Enthüllungen bisher nicht kommentiert.

Thomas Migge

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