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Politik: Kanzler ohne Kaninchen

Von Hans Monath Es kommt im Wahlkampf nur selten vor, dass ein prominenter Sozialdemokrat sich laut Gedanken darüber macht, vor welchen Aufgaben auch ein Gerhard Schröder passen muss. Schließlich sind der Parteichef und sein großes Ansehen im Wahljahr doch ziemlich wichtig für die SPD.

Von Hans Monath

Es kommt im Wahlkampf nur selten vor, dass ein prominenter Sozialdemokrat sich laut Gedanken darüber macht, vor welchen Aufgaben auch ein Gerhard Schröder passen muss. Schließlich sind der Parteichef und sein großes Ansehen im Wahljahr doch ziemlich wichtig für die SPD. Einer aus dem engsten Kreis aber hat nun öffentlich klargestellt, was der Bundeskanzler nicht kann: Kaninchen aus dem Hut zaubern.

Es war SPD-Generalsekretär Franz Müntefering, der mit der Metapher aus der Welt des Varietes am Dienstag die Parteimitglieder aufrütteln wollte, die ihm offenbar nicht genug Siegeswillen und Engagement zeigen – kein Wunder angesichts ziemlich miserabler Umfragewerte für die Partei des Kanzlers, die in den jüngsten Umfragen nur noch bei rund 31 Prozent gehandelt wurde.

„Alle müssen wissen, es muss gekämpft werden“, forderte Müntefering und appellierte an die Parteimitglieder, die bisherigen Leistungen der eigenen Regierung zu honorieren und sich für eine zweite Regierungszeit einzusetzen, da die Richtung der Politik stimme. Niemand in der SPD dürfe darauf warten, dass der Kanzler im Wahlkampf noch „das zweite oder dritte Kaninchen“ aus dem Hut ziehe. Denn: „Es sind keine Kaninchen im Hut.“

Mit Taschenspielertricks kann Müntefering ohnehin wenig anfangen, gilt er doch nicht als wendiger und gewiefter Kommunikator, sondern als Verkörperung des aufrechten, etwas hölzernen Sozialdemokraten. Auch der aber kann manchmal mehr und manchmal weniger Zuversicht versprühen - und am Dienstag hatte der SPD-Generalsekretär nicht seinen optimistischen Tag. Auf die Frage nach dem Siegeswillen in seiner Partei jedenfalls beschied er knapp: „Die Mobilisierung kann besser werden und muss besser werden.“

Dafür soll auch der Mann sorgen, der nicht zaubern kann: Am Montag will Gerhard Schröder alle Bundestags-Kandidaten und -Abgeordneten sowie Vertreter der Kreisverbände im Willy-Brandt-Haus auf die heiße Wahlkampfphase einschwören. Der Vorwahlkampf sei ausgerufen, die Zuspitzung möglich, kündigte Müntefering an, bevor er das Unionsprogramm zugespitzt als „Programm für Reiche“ schmähte.

Apropos Variete: Besonders ausgefallene Wahlkampfgags braucht der Wähler von der SPD nicht zu erwarten, wie der Generalsekretär mit einem Seitenblick auf die Liberalen versprach: „Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns sich was über die Schuhe klebt oder vom Himmel springt mit einem Fallschirm.“ Die SPD bleibe „berechenbar".

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