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Politik: Kardinal Sterzinsky bezeichnete den DDR-Umbruch als ein "Wunder Gottes"

Ein besonderer Tag für die katholische Kirche Berlins: Am gestrigen Donerstag feierte der Berliner Erzbischof, Georg Kardinal Sterzinsky, sein 10-jähriges Bischofsjubiläum. Mit einer Pontifikalvesper in der Hedwigskathedrale begannen gestern die Feierlichkeiten, anschließend lud der Kardinal zum Empfang in die Bayerische Vertretung.

Ein besonderer Tag für die katholische Kirche Berlins: Am gestrigen Donerstag feierte der Berliner Erzbischof, Georg Kardinal Sterzinsky, sein 10-jähriges Bischofsjubiläum. Mit einer Pontifikalvesper in der Hedwigskathedrale begannen gestern die Feierlichkeiten, anschließend lud der Kardinal zum Empfang in die Bayerische Vertretung.

Kurz vor der Wende, im Juni 1989, ernannte der Papst den damalige Generalvikar und Apostolischen Administrator in Erfurt-Meiningen zum Oberhaupt der katholische Kirche Berlins. So ist der Tag seines Jubiläums auch ein Anlass, 10 Jahre nach der Wende Rückschau zu halten. Sterzinsky bezeichnete den DDR-Umbruch als ein "Wunder Gottes". In der Zeit der Wende mahnte er allerdings immer wieder zur Behutsamkeit. Er warnte die Bundesregierung, als der "große Sponsor" aufzutreten. Auf der ersten gesamtdeutschen Tagung der katholischen Bischofskonferenz wandte er sich gegen einen vorschnellen Zusammeschluss und setzte sich aus seelsorglichen Gründen für einen Fortbestand der damaligen DDR-Bistümer ein.

"Die Veränderungen haben viel Kraft gekostet und manchen Lernzuwachs bei den Katholiken auf beiden Seiten der Mauer bewirkt", sagte der Kardinal rückblickend. Das Bistum Berlin habe Doppelstrukturen abbauen müssen, was - mit Ausnahme des Hedwigschores - gelungen sei. "Ich habe keinen Grund, ungeduldig zu klagen", sagte Sterzinsky, "wenn die übrigen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und sonstigen Felder der deutschen Wiedervereinigung so unkompliziert verlaufen wären, dann gäbe es bestimmt weniger Unzufriedenheit im Land." Berlin ist seit kurzem Sitz der Bundesregierung, auch der Heilige Stuhl wird hier seine Nuntiatur errichten. "Wir werden als Ortskirche in einem helleren Scheinwerferlicht stehen als bisher", schätzt Sterzinsky ein. Er als Bischof werde mehr als bisher als Vermittlungsstelle zu zentralen katholischen Einrichtungen in Bonn und anderswo fungieren.

Kardinal Sterzinsky wurde vor 63 Jahren in Warlack im damaligen Bistum Ermland geboren. Seine gesamte Ausbilung absolvierte er in der DDR, zuletzt das Studium der Theologie in Erfurt. Nach der Priesterweihe 1960 durchlief er einige Kaplanstellen und war kurze Zeit Präfekt im Erfurter Priesterseminar. 1966 wurde er Pfarrer an St.-Johannes-Baptist in Jena, damals eine der größten katholischen Gemeinden in der DDR. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke ernannte ihn 1981 zu seinem Generalvikar. Am 9. September 1989 empfing Sterzinsky in der Hedwigs-Katherale dann die Bischofsweihe und wurde Nachfolger von Joachim Kardinal Meisner, der nach Köln ging.

Sein Wahlspruch lautet: "Deus semper major" - "Gott ist immer größer" - eine Formulierung des Jesuitentheologen Erich Przywara. "Eine beständige Mahnung und Verheißung für die Menschen, die immer in Versuchung sind, sich an die Stelle Gottes zu setzen", erklärt der Kardinal. Dabei durchaus politisch brisant: "hierarchiekritisch" für die Amtsträger und "Mächtigen" im Land.

Raoul Fischer

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