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Karikaturen-Streit: Millionen auf Köpfe dänischer Zeichner ausgesetzt

In Indien und Pakistan sind Kopfgelder in Millionenhöhe für die Ermordung von Zeichnern der dänischen Mohammed-Karikaturen ausgesetzt worden. Allerdings kam auch umgehend Kritik von islamischen Organisationen an diesen Plänen.

Neu Delhi/Islamabad - Ein Minister des bevölkerungsreichsten indischen Bundesstaats Uttar Pradesh versprach eine Belonung von umgerechnet mehr als 11 Millionen US-Dollar (9,6 Mio. Euro). Die Vereinigung der Goldschmiede in der pakistanischen Nordwestprovinz lobte am Samstag eine Million US-Dollar aus. Bereits am Freitag hatte ein führender muslimischer Geistlicher in Pakistan umgerechnet 25.000 Dollar und ein Auto für einen Fememörder in Aussicht gestellt.

"Die Person, die den Propheten beleidigt hat, verdient es nicht zu leben, und jeder - ungeachtet welcher Nationalität - der den Karikaturisten eliminiert, wird mit Geld belohnt und mit Gold aufgewogen", sagte der indischer Landesminister Haji Yakub Quereshi auf einer Demonstration am Freitag in der 65 Kilometer nordöstlich von Neu Delhi gelegenen Millionenstadt Meerut. Die Einwohner von Meerut würden Geld für das Kopfgeld beisteuern, erklärte der Minister nach Medienberichten weiter. Islamische Organisationen Indiens und hohe muslimische Geistliche wiesen die Initiative des Politikers als "unislamisch" und "unziemlich" zurück. Die politische Opposition in dem nordindischen Bundesstaat forderte den Rücktritt von Quereshi.

In Pakistan erklärte die Goldschmiedevereinigung nach einem Treffen in Peshawar: Der Karikaturist "hat den größtmöglichen Fehler begangen, und wir opfern jeden und alles für die Ehre unseres Propheten". Möglicherweise werde das Ein-Million-Dollar-Kopfgeld in den kommenden Tagen noch erhöht. Am Vortag hatte der Vorsitzende der zentralen Mohabat-Khan-Moschee in Peshawar, Maulana Yousaf Qureshi, erklärt, wohlhabende Bürger der Stadt hätten ihn gebeten, für den Tod eines der Zeichner eine Belohnung von umgerechnet 25.000 Dollar und ein Auto auszuloben.

Auslöser der Kontroverse war die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen, die von zwölf verschiedenen Zeichnern stammen, am 30. September 2005 in der größten dänischen Zeitung "Jyllands-Posten". Das Blatt wollte mit dem bewussten Bruch des islamischen Abbildungsverbots gegen eine angebliche Tendenz zur Selbstzensur unter Druck islamischer Gruppen demonstrieren.

Unterdessen kamen Vertreter der dänischen Kirche mit dem führenden Islamgelehrten des Al-Azhar-Instituts in Kairo, Scheich Sajjed Tatawi, zusammen. Die Bischöfe Karsten Nissen und Steen Skovsgaard versicherten am Samstag vor der Presse, dass es in Dänemark keine "Islamophobie" gebe. Sie äußerten ihre Ablehnung der Karikaturen und baten die Muslime, die Entschuldigungen der dänischen Regierung und der Zeitung zu akzeptieren. (tso/dpa)

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