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Politik: Karnevalshelfer

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Bisher haben wir hinter den Linden immer geglaubt, dass kein Politiker es wirklich ernst meint. Mit unseren Kollegen am Journalisten-Stammtisch haben wir darüber gelästert, dass die uns viel versprechen – und nichts halten.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Bisher haben wir hinter den Linden immer geglaubt, dass kein Politiker es wirklich ernst meint. Mit unseren Kollegen am Journalisten-Stammtisch haben wir darüber gelästert, dass die uns viel versprechen – und nichts halten. Egal, ob vor oder nach den Wahlen. Egal, ob rot, schwarz, grün oder gelb. Den Frauen und Männern, die für uns da drüben im Reichstag sitzen, ist doch eh’ alles egal, haben wir nach dem fünften Bier genuschelt und tief geseufzt. Und uns gleich noch eins bestellt.

Aber die Welt ist zum Glück nicht so einfach gestrickt, wie wir das noch am Vorabend gedacht haben. Denn einen Politiker gibt es, der uns große Hoffnung macht. Der gerne etwas anpacken möchte. Für den SPD-Parlamentarier Jakob Maria Mierscheid ist das Thema Bürokratieabbau nicht nur ein Schlagwort. Der Abgeordnete, der schon des Öfteren an dieser Stelle gewürdigt wurde, hat festgestellt, dass beim Berliner Karnevalsumzug am 2. März alles seinen preußischen Gang geht. Konfetti streuen? Verboten. Techno-Musik spielen? Untersagt. Und wie er in den Vorschriften nachgelesen hat: „Kanonen dürfen nur als Dekoration im nicht betriebsfähigen Zustand mitgeführt werden.“ Ganz schön viel Papier und viele Vorschriften, findet Mierscheid. Der Kommentar des Abgeordneten: „Man sieht: Karneval in Preußen und Berlin braucht noch viel mehr Rheinland. Wir sind bereit zu helfen.“

Zwar suchen wir noch immer vergeblich nach dem Wahlkreis des Abgeordneten Mierscheid – aber mit seinem Hilfsabgebot hat er sich verraten: Mierscheid kommt aus dem Rheinland und ist Karnevalist. Jetzt bleibt nur noch eine Frage offen: Alaaf oder helau?

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