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Politik: Katholische Bischöfe wollen die Beratung zwar aufrechterhalten, aber keine Scheine mehr ausstellen

Die katholischen Bischöfe werden der Weisung des Papstes folgen und künftig in der Schwangerenkonfliktberatung keine Scheine mehr ausstellen. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag nach zweitägigen Beratungen in Würzburg mit.

Die katholischen Bischöfe werden der Weisung des Papstes folgen und künftig in der Schwangerenkonfliktberatung keine Scheine mehr ausstellen. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag nach zweitägigen Beratungen in Würzburg mit. Demnach soll die katholische Schwangerenkonfliktberatung im Laufe des Jahres 2000 neu geordnet werden. Die Bischöfe wollen dabei prüfen, ob die kirchlichen Beratungsstellen auch ohne Ausstellung eines Scheins für die Abtreibung in der gesetzlichen Konfliktberatung bleiben können. Eventuell notwendige Übergangsfristen sollten mit den Landesregierungen geklärt werden.

Die Kirchenoberen folgen mit dieser Entscheidung trotz der Bedenken eines Teils der Bischöfe den Weisungen des Papstes: Johannes Paul II. hatte im Streit um die Schwangerenkonfliktberatung gefordert, die Beratungsnachweise nicht mehr auszustellen, die den Weg zu einer straffreien Abtreibung ermöglichen. Die "intensive Beratung" zum Schutz ungeborener Kinder solle aber fortgesetzt werden.

Für das Ende der Scheinvergabe in katholischen Beratungstellen setzte der Papst demnach keine einheitliche Frist. Laut einem von der Bischofskonferenz veröffentlichten Brief des Papstes haben die Bischöfe den Ausstieg aber "zügig zu verwirklichen". Dies schließe jedoch nicht aus, dass einige Diözesen dabei länger bräuchten als andere, heißt es in dem Schreiben an den Vorsitzenden der Konferenz, den Mainzer Bischof Karl Lehmann. "Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung", sagte der Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba. Es gebe keine Sieger und keine Verlierer. Der Leiter des katholischen Büros in Bonn, Prälat Paul Bocklet, räumte allerdings ein, die Bischöfe, die am Wochenende in Rom noch einmal versucht hatten, den Papst umstimmen, seien "schon enttäuscht".

"Wir haben jetzt ein Jahr Zeit, um zu überlegen, wie die katholische Kirche auch ohne Schein weiter beraten kann", sagte Bocklet. Geprüft werden solle dabei auch, ob und wie die Beratung von schwangeren Frauen möglicherweise in die Hände von katholischen Laien-Organisationen gelegt werden kann.

Der Vorsitzender der Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, äußerte sich enttäuscht über die Anordnung aus Rom. Lehmann wörtlich: "Wir haben so lange gekämpft, aber wir haben verloren." Auf die Frage, ob das das Ende der kirchlichen Schwangerenkonfliktberatung im staatlichen System sei, sagte der Bischof, die Kirche habe sich noch einmal ein Jahr Zeit genommen, um mit den Ländern zu verhandeln. Er sehe derzeit aber keine Lösung. Er verwies in dem Zusammenhang auf Vorschläge, die Frauen könnten mit einer eidesstattlichen Erklärung eine Beratung bestätigen. Dieser Vorschlag werde diskutiert, benötige aber eine Gesetzesänderung, von der er nicht viel halte. Großen Respekt äußerte Lehmann vor den Gründern des Vereins Donum Vitae, die sich nicht mit den Umständen abgefunden hätten. Ob und wieweit sich hier eine Lösung finden lasse, müsse zunächst mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Caritas geklärt werden.

In dem Brief des Papstes an Lehmann würdigte Johannes Paul II. ausdrücklich die "verdienstvolle Tätigkeit" der katholischen Beratungsstellen. Er habe den Wunsch, dass die Stellen ihre Beratungen "zu Gunsten des Lebens" fortführten und verstärkten - allerdings ohne "die Bestätigung auszustellen, die die katholischen Beratungsstellen in ein System mit hineinzieht, welches die Abtreibung zulässt".

Der Papst hatte die Bischöfe bei ihren Ad Limina-Besuchen am Wochenende in Rom erneut verbindlich angewiesen, keine Beratungsscheine mehr auszustellen, die in Deutschland für eine straffreie Abtreibung notwendig sind. Für die Kirche bedeutete das einen De-facto-Ausstieg aus der staatlichen Schwangeren- Konfliktberatung.

Die Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hatte Ende vergangener Woche den Weg für eine katholische Schwangeren-Konfliktberatung außerhalb der Amtskirche geebnet.

Die nordrhein-westfälische Frauenministerin Birgit Fischer (SPD) ersuchte die fünf katholischen Bischöfe des Bundeslandes um Auskunft über die Zukunft der Beratungsstellen. Es müsse geklärt werden, ob und wann sie das staatliche System der Konfliktberatung verlassen wollten. Sie würden so lange staatliche gefördert, wie sie bei ihren Beratungen die gesetzlichen Regelungen beachteten und auch einen Beratungsschein ausstellten.

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