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Reinhard Marx ist der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

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Update

Katholische Kirche: Marx ist neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Die deutschen Bischöfe haben den Münchner Kardinal Reinhard Marx zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Er tritt die Nachfolge des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch an.

Mit den ersten Sonnenstrahlen huschen am Mittwochmorgen kurz nach sieben Uhr die ersten Bischöfe in den Münsterschen Dom. Sie sind in zivil unterwegs, schwarzer Anzug, Priesterkragen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, einer der aussichtsreichen Kandidaten, kniet sich in die Bank und betet, bevor er sich setzt, mitten unter die Münsteraner Gläubigen. Um halb acht ziehen die Kardinäle und Erzbischöfe in lila Gewändern in den Altarraum ein. Kardinal Reinhard Marx leitet die Messe. Der mächtige Erzbischof aus München wird am Mittwochmorgen als Favorit für den Vorsitz der Bischofskonferenz gehandelt. Er ist präsent und schon allein durch seine Leibesfülle überall schnell zu erkennen. Marx braucht auch kein Mikrofon, seine kräftige Stimme schallt auch so bis in den letzten Winkel des Domes.

Max predigt frei, ruhig und klar. Marx ist ein Macher, denkt gerne in Kategorien von Effizienz und Organisation. An diesem Morgen aber gibt er sich weicher, es geht es ihm um die Barmherzigkeit und die Liebe Gottes, die immer größer sei, als es sich der Mensch vorstellen könne. Das Tagesevangelium handelt vom Propheten Jona, der sich vor Gottes Befehl drückt und flieht, weil er nicht nach Ninive gehen und die Katastrophe ankündigen will. „Diese Versuchung gibt es für uns auch, zu fliehen“, sagt Marx zu seinen Mitbrüdern. Wegzuschauen, nicht wahrzunehmen, dass die Kirche nicht mehr so viele Menschen erreicht, wie sie gerne würde.

Draußen ist Markt, drinnen das kleine Konklave

„Wir müssen lernen, die Angst zu überwinden, wir müssen hingehen nach Ninive“, sagt Marx und hebt eine Hand zum Himmel.  „Wir dürfen nicht ausbrechen, die Kirche darf nicht fliehen. Lasst uns mutig sein, entschieden und voller Freude. Und immer wieder mit Gottes Größe rechnen.“ Es klingt wie eine Bewerbungsrede. Die Kirche dürfe sich nicht verzetteln in Oberflächlichkeiten und Nebensächlichem, nicht narzisstisch um sich selbst kreisen. Das Große und Ganze des Glaubens müsse wieder im Mittelpunkt stehen.

„Marx kann es“, raunen die Journalisten. Mit ihm hätte die Bischofskonferenz ein klares Profil, wäre erkennbar und präsenter als mit manch anderem.

Draußen bauen die Markleute ihre Stände auf. Eine Dreiviertelstunde später ziehen die Bischöfe im Priesterseminar gegenüber in ihr kleines Konklave ein. Jetzt gilt’s. Jeder wird handschriftlich einen Namen auf einen Zettel schreiben. Im ersten Wahlgang ist eine Zweidrittel-Mehrheit nötig, im zweiten und dritten absolute Mehrheit. Mehr Wahlgänge hat es noch nie gegeben.

Die absolute Mehrheit in vier Wahlgängen

Um elf ist es so weit. Im Hof des Priesterseminars haben sich gut hundert Journalisten und Kamerateams aufgebaut. Die Tür geht auf: Ja, er ist es: Kardinal Reinhard Marx. Angespannt wirkt er, ernst. Vier Wahlgänge haben die 64 Bischöfe und Weihbischöfe gebraucht, bis Marx die absolute Mehrheit hatte. „Das zeigt, wie vielfältig unser Personalangebot ist“, sagt Marx. Hinter dem Absperrgitter klatschen ihm die Münsteraner zu. In Geseke in Nähe von Paderborn geboren, in Münster war er Kaplan, später Weihbischof. Er lächelt. Er habe keine Regierungserklärung vorbereitet, sagt er. Das Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus sei sein Programm. Und ja, er kenne die katholische Kirche wohl ganz gut, habe schon etliche Mentalitäten kennengelernt, Münster, Trier, seit 2007 München. „Das ist vielleicht eine gute Voraussetzung für einen Vorsitzenden der Bischofskonferenz.“ Auch seine Verbindungen nach Rom seien hilfreich.

Papst Franziskus hat ihn als einen von acht Kardinälen in sein Beratergremium für die Reform der Weltkirche berufen. In dem Gremium wird auch diskutiert, wie die nationalen Bischofskonferenzen größere Eigenständigkeit bekommen könnten. „Da ist Schwung aufgekommen, der Geist ist aus der Flasche. Jetzt müssen wir das institutionell in Ordnungen fassen.“

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