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Politik: Katholische Vorstellung

Auf dem Kirchentreffen in Ulm zeigt Schlöndorff vorab seinen neuen Film

Die ganz großen Namen fehlen. Wenn sich in den nächsten vier Tagen in Ulm rund 23 000 Teilnehmer zum 95. Deutschen Katholikentag treffen, werden sie – anders als im Vorjahr beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin mit seinen 200 000 Teilnehmern – ohne Friedensnobelpreisträger wie den Dalai Lama oder Adolfo Perez Esquivel auskommen müssen. Fehlen werden auch der Bundeskanzler, der Außenminister sowie der neue Bundespräsident. Die unterlegene Kandidatin von Rot-Grün allerdings, Gesine Schwan, wird in Ulm über die Frage diskutieren: „Wie viel Elite braucht das Land?“

Thematisch geht es unter dem Leitwort „Leben aus Gottes Kraft“ in etwa 800 Veranstaltungen vor allem um Lebensschutz, Bioethik, die Zukunft der Familie, das Miteinander der Generationen und um die Ökumene, wo sich die Enttäuschung der Basis über mangelnde Fortschritte Luft machen dürfte. Eine ökumenische Mahlfeier mit katholischem Priester wie in Berlin jedoch wollen kirchliche Basisgruppen diesmal nicht veranstalten. Stattdessen sollen orangene Bänder mit der Aufschrift „Gemeinsame Mahlfeier“ verteilt werden, um dem Wunsch nach „eucharistischer Gastfreundschaft“ Ausdruck zu geben.

Premiere für einen Katholikentag wird am Donnerstag der Auftritt des Regisseurs Volker Schlöndorff sein, der seinen neuen Spielfilm „Der Neunte Tag“ vorstellt. Der Film, der am 2. September in den deutschen Kinos anläuft, beruht auf den Erinnerungen des Luxemburger Priesters Jean Bernard an seine Zeit im KZ Dachau. Nach eigener Einschätzung verdankt Schlöndorff seine Filmkarriere der katholischen Kirche. „Ich wäre nicht Regisseur geworden, wenn ich nicht im Jesuiten-Internat dazu ermutigt worden wäre“, sagte der 65-Jährige.

Zu den Höhepunkten gehört am Samstag eine Podiumsdiskussion über die Zukunft der Kirche mit Kardinal Lehmann, dem 1979 vom Vatikan gemaßregelten Theologen Hans Küng und ZdK-Mitglied Hanna-Renate Laurien. Der CDU-Politiker Heiner Geißler hingegen erwartet vom Ulmer Katholikentag keine Impulse. „An den zentralen Problemen geht der Katholikentag vorbei“, sagte Geißler der „Frankfurter Rundschau“. In der Kirche gebe es eine Inzucht des Denkens. Sie flüchte sich in eine Intimität Gleichgesinnter.

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