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Politik: Katrin Göring-Eckardt über ihre Partei in den neuen Ländern

Katrin Göring-Eckardt (33) ist seit Oktober 1998 parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundesagsfraktion.Bei Bündnis 90/Die Grünen nimmt die ostdeutsche Parteisprecherin Gunda Röstel Abschied vom Amt, die CDU schickt sich an, die Ostdeutsche Angela Merkel zur Vorsitzenden zu wählen.

Katrin Göring-Eckardt (33) ist seit Oktober 1998 parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundesagsfraktion.

Bei Bündnis 90/Die Grünen nimmt die ostdeutsche Parteisprecherin Gunda Röstel Abschied vom Amt, die CDU schickt sich an, die Ostdeutsche Angela Merkel zur Vorsitzenden zu wählen. Gibt Ihnen das nicht zu denken?

Die CDU wählt Merkel nicht, weil sie eine Ostdeutsche ist, sondern weil sie sie für geeignet hält, ihre Krise am besten zu bewältigen. Das wäre bei uns nicht anders. Gunda Röstel hat sich immer als Sprecherin einer gesamtdeutschen Partei verstanden, nicht allein als ostdeutsche Interessenvertreterin.

Aber nun wird eine ostdeutsche Stimme an der Spitze Ihrer Partei fehlen?

Die ständige Wiederholung des Vorsatzes, Politik für Ostdeutschland zu machen, wird leicht zum Alibi. Wir müssen unsere Politik für das gesamte Land entwickeln und uns dabei die Sensibilität für die Geschichte und Identität in den neuen Ländern bewahren.

In den neuen Ländern entwickeln Sie sich nicht. Sie sind in keinem Landtag vertreten.

Wir werden im Osten immer noch zu stark als Ein-Punkt-Umweltpartei wahrgenommen. Gerade auf diesem Gebiet aber hat sich seit der Wende so viel Positives getan. Das ist eine Chance für uns. Aber wir müssen uns hier auch besonders als Partei der Modernisierung des Sozialstaates und der Generationengerechtigkeit präsentieren.

Bisweilen wirken die Grünen im Osten wie eine politische Gauck-Behörde, vor allem mit der Vergangenheit beschäftigt.

Diese Wahrnehmung entspricht nicht der Realität.

Sie diskutieren oft mit Jugendlichen. Stimmt es, dass sich gerade bei denen, die die DDR nicht bewusst erlebten, Ostalgie breit macht?

Leider ja. 79 Prozent der Jugendlichen in den neuen Ländern halten Demokratie nicht für die beste Staatsform. Wenn ich in Schulen komme, höre ich immer wieder Begriffe, die ich noch aus der eigenen Schulzeit kenne: Staatsmonopolistischer Kapitalismus oder imperialistischer Militärkomplex.

Was kann man dagegen tun?

Wir brauchen mehr Vielfalt und Wettbewerb in der Bildungslandschaft. Einerseits muss man bei der Lehrerbildung ansetzen. Andererseits können die Grünen den Jugendlichen Vorbild sein. Viele von uns lehnten das System der alten Bundesrepublik auch ab und lernten es erst mit der Zeit zu schätzen. Wir müssen zeigen, dass Demokratie die Chance gibt, Einfluss zu nehmen.

Wenn in der nächsten Legislaturperiode das Parlament verkleinert wird, könnte es sein, dass die Grünen zwar in den Bundestag kommen, aber ohne Abgeordnete aus dem Osten.

Das wäre eine schwere Hypothek für die gesamte Partei. Um so wichtiger ist es, klar zu machen, dass wir die nächste Wahl nicht ohne Erfolge im Osten bestehen können. Die Bundestagsfraktion hat das erkannt und uns immer unterstützt.

Wäre dann eine ostdeutsche Stimme in der Spitze der Partei nicht doch besser?

Ich wünsche mir Kandidaten aus dem Osten. Aber mit Quoten haben wir schlechte Erfahrungen gemacht.Das Gespräch führte Thomas Kröter

Bei Bündnis 90, Die Grünen nimmt die ostd

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