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Panzer Südossetien

© dpa

Kaukasus-Konflikt: Südossetiens Hauptstadt unter russischer Kontrolle

Mindestens 1600 Tote, zerstörte Häuser, brennende Städte. Die Kämpfe um die Region Südossetien gehen unvermindert weiter. Russische Soldaten sind inzwischen bis zur Provinzhauptstadt Zchinwali vorgedrungen und haben sie unter ihre Kontrolle gebracht.

Die russische Armee hat nach eigenen Angaben die Provinzhauptstadt der abtrünnigen georgischen Region Südossetien Zchinwali unter Kontrolle. Russische Soldaten hätten die Stadt "völlig befreit", berichteten am Samstag russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das russische Militär. Ein Sprecher der Bodentruppen des russischen Militärs sagte Interfax, Fallschirmjäger seien über der Stadt abgesprungen.

Russische und georgische Truppen hatten sich am Samstagmorgen erneut heftige Kämpfe in der abtrünnigen georgischen Region Südossetien geliefert. Laut einer südossetischen Regierungssprecherin konzentrierten sich die georgischen Artillerieangriffe auf die Hauptstadt Zchinwali. Die russische Armee startete nach eigenen Angaben einen Gegenangriff. Tiflis berichtete von russischen Luftangriffen bis weit in georgisches Kerngebiet hinein.

So wurden bei russischen Luftangriffen auf einem georgischen Militärflughafen in Senaksk mindestens zwölf Soldaten getötet, meldete der Tifliser Radiosender Imedi am Samstag.

Der Schwarzmeerhafen Poti wurde nach Angaben des georgischen Außenministeriums "vollständig" durch russische Luftangriffe zerstört. Der Hafen ist für den Erdöltransport vom Kaspischen Meer bedeutend und liegt nahe der Baku-Supsa-Pipeline. Die Zivilbevölkerung in Poti sei durch die Luftangriffe gefährdet.

Georgische Regierung will Kriegsrecht verhängen

Eine Einheit der 58. russischen Armee bezog unterdessen das Basislager der sogenannten russischen Friedenskräfte in Südossetien. Südossetien warf den georgischen Soldaten vor, die Rettungsarbeiten für die Verletzten zu verhindern. Die südossetische Hauptstadt Zchinwali war laut Medienberichten weiter umkämpft.

In dem in der Nacht zum Freitag ausgebrochenen Konflikt starben nach südossetischen Angaben bisher mindestens 1600 Menschen. Das prowestliche Georgien erhebt seinen völkerrechtlich verankerten Anspruch auf Südossetien und begründet damit die allgemeine Mobilmachung im Land. Es wurde erwartet, dass die Regierung in Tiflis das Kriegsrecht verhängt.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew verteidigte am Samstag die Angriffe seines Militärs. Die russischen Soldaten hätten die Aufgabe, auf georgischer Seite für Frieden zu sorgen. "Sie haben die Verantwortung, unsere Bevölkerung zu schützen. Mit alledem befassen wir uns jetzt", sagte Medwedew.

UN-Sicherheitsrat verschiebt Beratungen

Die USA und die EU riefen beide Seiten zum sofortigen Ende der Kämpfe auf. Uno, EU sowie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kündigten die Entsendung gemeinsamer Vermittler nach Georgien vor. In New York konnte sich der UN-Sicherheitsrat auch bei einem zweiten Anlauf auf keine gemeinsame Erklärung einigen. Nach Angaben des derzeitigen Ratsvorsitzenden, des belgischen UN-Botschafters Jan Grauls, vertagte das Gremium seine Beratungen auf Samstag. "Einige Mitglieder brauchen noch etwas Zeit", sagte Grauls.

Moskau hatte seine mit UN-Duldung in der Region stationierten Friedenssoldaten am Freitag um reguläre Einheiten verstärkt. Dies ist völkerrechtlich umstritten, weil jene neuen Soldaten kein Mandat für den Einsatz in der Konfliktzone haben. Weil aber fast 90 Prozent der Menschen in Südossetien russische Pässe haben, sieht Russland sein Verteidigungsrecht gewahrt. In der Gemischten Kontrollkommission in Südossetien hat neben Russland auch Georgien 500 Friedenssoldaten. Tiflis setzt sich international dafür ein, dass den Russen das Mandat entzogen wird. (ut/AFP/dpa)

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