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Politik: Kein bisschen Frieden

Warlords und Al Qaida bedrohen deutsche Soldaten in Afghanistan

Von Ulrike Scheffer

und Elke Windisch

Frieden und Sicherheit sind für die afghanische Bevölkerung noch immer mehr Wunsch denn Wirklichkeit – und für die in ihrem Land stationierten ausländischen Soldaten. Weite Teile Afghanistans werden von rivalisierenden Warlords kontrolliert, zwischen denen immer wieder Kämpfe aufflammen. Nach Geheimdienstberichten haben sich auch Verbände der Taliban und der Al Qaida längst wieder in dem Land am Hindukusch etabliert und bereiten einen Guerillakrieg gegen die neue Regierung und ausländische Truppen vor. Damit wächst auch die Bedrohung für die rund 100 deutschen Spezialkräfte, deren Mandat der Bundestag am Freitag verlängerte, und die Soldaten der Isaf-Schutztruppe in Kabul.

Am Freitag griffen mutmaßliche Sympathisanten der Al Qaida erstmals einen US-Stützpunkt mit Bodentruppen an. Die Angreifer feuerten zunächst Raketen auf den Stützpunkt in Gardes in der Provinz Paktia ab und rückten dann mit Kämpfern vor. Die US-Truppen mussten Luftunterstützung herbeirufen. Am vergangenen Wochenende kamen nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums insgesamt 16 US-Soldaten bei gezielten Anschlägen ums Leben.

In Berlin bestätigt man den Tod der US-Soldaten nicht. „Darüber liegen uns keine Erkenntnisse vor“, heißt es im Verteidigungsministerium. Dass die Lage in Afghanistan angespannt ist, wird hier aber durchaus eingeräumt. „Es besteht kein Zweifel an der Gefährlichkeit des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan, die Sicherheitslage war von Anfang an nicht stabil“, räumt ein Sprecher ein. Der frühere afghanische Premier Gulbuddin Hekmatyar, der vor wenigen Monaten den Heiligen Krieg gegen die USA ausgerufen hat, drohte inzwischen mit weiteren Anschlägen auf ausländische Soldaten. Der in London erscheinenden Zeitung „Al Hayat“ sagte er, seine Milizen hätten bereits 670 US-Soldaten getötet. Die durchschnittliche „Trefferquote“ seiner Kämpfer läge bei fünf Soldaten pro Tag.

Auch für die KSK-Soldaten, die an der Seite der US-Truppen gegen versprengte Taliban- und Al-Qaida-Einheiten kämpfen, könnte der Dienst schon bald noch gefährlicher werden: „Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hatte kürzlich unter Berufung auf Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) berichtet, die KSK-Soldaten würden künftig selbstständig operieren und nicht mehr nur im Schutz ihrer Verbündeten.

Wenn Deutschland im nächsten Jahr gemeinsam mit den Niederländern das Kommando der auf Kabul beschränkten Schutztruppe (Isaf) übernimmt, gibt es für Friedensgegner einen weiteren Grund, Deutsche anzugreifen. 1250 Bundeswehrsoldaten gehören derzeit der Isaf an, weitere 800 sollen bis zum voraussichtlichen Kommandowechsel Ende Februar folgen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Bundestag im Dezember auch dieses Mandat verlängert.

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