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Politik: „Kein Treffen Atta-Saddam“

Deutsche Experten zweifeln an Besuch des Terrorpiloten im Irak

Berlin. Mit großer Skepsis reagieren deutsche Sicherheitsexperten auf Meldungen, der Terrorpilot Mohammed Atta habe sich vor dem 11. September mit dem irakischen Staatschef Saddam Hussein getroffen. „So eine Spur haben wir nirgendwo gefunden“, sagte ein hochrangiger Fachmann am Montag dem Tagesspiegel. Richard Perle, Berater von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, hatte gegenüber der italienischen Zeitung „Il Sole 24 Ore“ geäußert, es gebe Beweise für eine Zusammenkunft von Saddam Hussein und Atta in Bagdad. „Das Treffen zählt mit zu den Gründen für die Notwendigkeit eines amerikanischen Angriffs auf den Irak“, sagte Perle. Inzwischen hat Perle den Bericht jedoch dementiert. Er habe von einem Treffen Attas mit einem Geheimdienstmitarbeiter Saddams in Prag gesprochen, sagte er der „Financial Times Deutschland“.

Nach Ansicht deutscher Sicherheitsexperten war Atta, der das erste Flugzeug ins World Trade Center steuerte, nicht so bedeutend, dass der irakische Diktator sich mit ihm persönlich abgegeben hätte. Die Zweifel werden auch durch die offenkundige Falschmeldung genährt, Atta habe vor dem 11. September in Prag mit Irakern gesprochen. „Da ist definitiv nichts dran“, sagte ein Sicherheitsexperte. Tschechische Quellen hatten berichtet, Atta sei mit dem irakischen Konsul in Prag, Ahmad Chalil Ibrahim Samir al-Ani, zusammengekommen. Es wurde auch vermutet, Atta habe mit den Irakern einen Anschlag auf den Sender Radio Free Europe in Prag verabredet. Bagdad hatte die Meldungen dementiert und behauptet, die USA suchten einen Vorwand für einen Angriff auf den Irak.

Saddam Hussein pflegt nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden fast ausschließlich Kontakte zu Terrorgruppen, die nicht dem islamistischen Spektrum zuzurechnen sind. So war kürzlich Abu Nidal, Chef einer der radikalsten „linken“ Palästinensergruppen, nach jahrelangem Aufenthalt in Bagdad tot aufgefunden worden. Eine Verbindung des Saddam-Regimes zu Al Qaida ist nur in einem Ausnahmefall zu vermuten. Irakische Agenten sollen militanten Islamisten in dem von Kurden beherrschten Nordirak geholfen haben, um dort Kämpfe zu provozieren. Frank Jansen

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