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Politik: „Kein Verzicht auf Atomprogramm“

Nordkorea ist bei neuen Sechsergesprächen nicht zu Kompromiss bereit

Nordkorea will auf keinen Fall auf die friedliche Nutzung von Kernenergie verzichten. Das sagte Nordkoreas Chefunterhändler Kim Gye Gwan vor den so genannten Sechsergesprächen zu Pjöngjangs Atomprogramm, die nach mehrwöchiger Unterbrechung am Dienstag in Peking wieder aufgenommen wurden. Beobachter sahen aber keine Anzeichen für eine rasche Einigung bei den Verhandlungen. Jedes Land habe das Recht auf ein ziviles Nuklearprogramm, bekräftigte Kim nach chinesischen Medienberichten. „Dieses Recht wird weder verliehen, noch muss es von anderen gebilligt werden.“ Sollten die USA Nordkorea dieses Recht absprechen, werde man dies „absolut nicht akzeptieren“.

Die Frage einer möglichen zivilen Nutzung der Kernenergie ist Haupthindernis für eine Einigung bei den Atomgesprächen. Pjöngjang will offenbar eine Wiederaufnahme des Kedo-Projekts durchsetzten, das den Bau von zwei Leichtwasserreaktoren zur Energiegewinnung in dem Land vorsieht. Das Projekt war 1994 zwischen Pjöngjang und Washington beschlossen worden. Die US-Regierung suspendierte es 2003, als Pjöngjang zugab, weiter heimlich an der Entwicklung von Atombomben zu arbeiten.

Die USA fordern von Nordkorea deshalb einen völligen Verzicht auf alle Nukleartechnik. Als Gegenleistung werden Energielieferungen aus Südkorea und mögliche politische Zugeständnisse angeboten. Er sei „weder optimistisch noch pessimistisch“, hatte US-Verhandlungsführer Christopher Hill vor der Abreise nach Peking gesagt. Ein erstes Treffen der Delegationsführer fand am Dienstagabend statt. An den Gesprächen nehmen neben Nordkorea und den USA China, Russland, Südkorea und Japan teil. Die letzte Gesprächsrunde war Anfang August nach 13 Tagen ergebnislos für zunächst drei Wochen unterbrochen worden. Aus Protest gegen eine gemeinsame Militärübung der USA und Südkorea verzögerte Pjöngjang die neuen Gespräche dann um weitere zwei Wochen.

Gastgeber China wird wohl erneut versuchen, die Positionen der Parteien als Verhandlungsgrundlage in einem gemeinsamen Papier festzuhalten. Der Entwurf eines solchen Positionspapiers war im August an Pjöngjang gescheitert. „Es wird ein langer Prozess werden. Jeder größere Durchbruch wird nur sehr hart zu erreichen sein“, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Nach Ansicht von Beobachtern ist Pjöngjangs Beharren auf ein ziviles Atomprogramm aber „ein Hinweis darauf, dass Nordkorea nicht ernsthaft ans Verhandeln denkt“, so Peter Beck, Asienexperte der International Crisis Group, in der „International Herald Tribune“. Ein Scheitern der Gespräche sei wahrscheinlicher als ein Durchbruch.

Der jüngste Atomstreit war im Oktober 2002 aufgeflammt, als die USA dem Regime vorwarfen, heimlich ein auf Uran basierendes Atomprogramm zu entwickeln. Pjöngjang trat daraufhin aus dem Atomwaffensperrvertrag aus, schickte Inspekteure der Internationalen Atombehörde aus dem Land und erklärte sich zur Atommacht. Einem Bericht der „New York Times“ vom Dienstag zufolge soll Nordkorea „mehrere Dutzend“ Zentrifugen zur Urananreicherung aus Pakistan bekommen haben. Das sagte Pakistans Präsident General Pervez Musharraf in einem Interview mit dem Blatt. Es gebe jedoch keine Hinweise, dass pakistanische Forscher einen aus China stammenden Bauplan für eine Atombombe nach Nordkorea weitergegeben hätten, erklärte Musharraf.

Harald Maass[Peking]

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