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Politik: Keine Angst vor Luxus-Linken

Lafontaine und Fischer arbeiten ihre Beziehung auf – Westerwelle guckt zu

Berlin - Was wirklich interessant war, wurde von keiner Kamera aufgezeichnet: Haben sich Joschka Fischer und Oskar Lafontaine im Studio von „Berlin Mitte“ die Hand gegeben? Und was haben sich die ehemals verbündeten Politiker gesagt, die sich nun erbittert bekämpfen? Vermutlich sind sie sich seit dem Ausscheiden des ehemaligen SPD-Chefs und Finanzministers Lafontaine aus der Regierung 1999 nicht mehr begegnet. Im „TV-Dreikampf“ der Spitzenkandidaten der kleinen Parteien am Donnerstagabend im ZDF haben es die Zuschauer jedenfalls nicht erfahren.

FDP-Chef Guido Westerwelle war schon genervt davon, dass der Linkspartei- und der Grünen-Politiker anfingen, über die gemeinsame Geschichte zu streiten: „Können wir vielleicht nicht über ihre gestörte Zweierbeziehungen reden, sondern darum, was die Zuschauer interessiert“, forderte er genervt von Moderatorin Maybritt Illner. Aber der Liberale kämpfte für sich selbst, während Fischer und Lafontaine um gemeinsame Wählergruppen streiten.

Der Außenminister war immerhin der einzige Spitzenpolitiker von Rot-Grün, der zur Konfrontation mit Lafontaine bereit war. Der seltsam statisch wirkende Verbündete von Gregor Gysi nahm für sich in Anspruch, mit der Gründung der Linkspartei die Wahlchancen einer Koalition von Union und FDP erschüttert zu haben: „Ohne uns hätte Schwarz-Gelb eine sichere Mehrheit. Wenn wir noch etwas zulegen, sind sie mit Sicherheit weg.“ Fischer hielt dagegen, es sei nicht das Entstehen der Linkspartei, sondern „das Wiederanziehen der SPD“, gewesen das den sicher geglaubten Sieg von Schwarz-Gelb unter Druck gebracht habe.

Den liberalen Konkurrenten Westerwelle linste Fischer zwar mit zerfurchter Miene aus den Augenwinkeln häufig äußerst kritisch an, zum Zweikampf aber kam es nicht. Zu eng hielt sich Maybritt Illner an ihr Fragekonzept und würgte auch schon mal eine interessante Debatte ab.

„Uns beide, glaube ich, kann man überhaupt nicht verwechseln“, frozzelte Wechselwelle, als ihn Illner versehentlich mit Lafontaine ansprach. Da freute sich auch der Spitzenkandidat der Linkspartei – und gab dem Liberalen einmal Recht. Dem Ex-Partner Fischer bot Lafontaine übrigens ohne Angst vor den Vorwürfen, er sei sein „Luxus-Linker“, eine Wette darauf an, dass es die Grünen gewesen seien, die in der ersten rot-grünen Koalition auf die Senkung des Spitzensteuersatzes gedrungen hätten – „um eine Flasche Champagner“.

Hand Monath

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