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Marschflugkörper der russischen Armee.

© dpa

Keine Angst vor Raketen: Warum die meisten Fluggesellschaften Syrien überfliegen

Während Air France die Luftstraßen nahe der irakischen Grenze nicht mehr nutzt, überfliegen Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Lufthansa das Gebiet.

Marschflugkörper werden von russischen Kriegsschiffen im Kaspischen Meer auf Ziele in Syrien abgefeuert. Dennoch sehen die meisten Fluggesellschaften einschließlich Air Berlin und Lufthansa bisher keinen Grund, Umwege zu fliegen. Denn die Sprengkörper haben zwar einen der am dichtesten beflogenen Luftkorridore gekreuzt, sie bewegten sich aber weit unterhalb der zivilen Verkehrsflugzeuge.

Entlang der irakischen Grenze verlaufen die beiden Luftstraßen UL223 (Richtung Südosten) und Q1 (Richtung Nordwesten). Sie stellen die wichtigste Route zwischen Europa und den Golfstaaten dar. Rund 800 Flugzeuge passieren sie täglich. Auch am Montag zeigten sich im Radarbild die Jets von Gesellschaften wie Emirates, Etihad und Qatar Airways, aber auch von Air Berlin, British Airways, Lufthansa, KLM und vielen anderen Airlines aufgereiht wie auf einer Perlenschnur. Die europäische Flugsicherheitsagentur EASA informierte die Luftfahrtunternehmen in einer Sicherheitsmitteilung, gab bisher aber keine Empfehlung, den Bereich zu umfliegen.

Auf den beiden Luftstraßen gilt eine Mindestflughöhe von 28 000 Fuß (rund 8500 Meter). Die meisten Flugzeuge sind in noch größeren Höhen von etwa zehn bis zwölf Kilometern unterwegs. Die knapp neun Meter langen russischen „Kalibr“-Schiff-Boden-Marschflugkörper rasen ihrem Ziel dagegen in Höhen zwischen 20 und 120 Metern entgegen. Sie könnten Verkehrsflugzeugen deshalb nur bei Start oder Landung gefährlich werden. Sie unterscheiden sich somit von den im Konflikt um die Ostukraine eingesetzten Boden-Luft-Raketen, die für den mutmaßlichen Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges MH17 am 17. Juli vergangenen Jahres verantwortlich gemacht werden.

Die mit der Untersuchung beauftragte niederländische Verkehrssicherheitsbehörde wird am Dienstag ihren Abschlussbericht vorstellen, von dem auch Hinweise auf die Schuldfrage erwartet werden. Diese soll aber erst im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren geklärt werden. Hier wird mit einem Ergebnis erst 2016 gerechnet.

Air France nutzt die nahe der irakischen Grenze verlaufenden Luftstraßen schon seit längerer Zeit nicht mehr. Sie lässt ihre Maschinen eine weiter östlich verlaufende Route nutzen, um einen größeren Abstand zum Krisengebiet zu halten. Ein Lufthansa-Sprecher sagte, man stehe mit den Behörden in ständigem Kontakt und beobachte selbst die Entwicklungen. Man warte im Zweifelsfall nicht auf offizielle Warnungen, sondern reagiere auch auf eigene Einschätzungen. Neben der Ostukraine, der Krim, Syrien und dem Irak überfliege die Lufthansa derzeit aus Sicherheitsgründen auch nicht Libyen und den Südsudan.

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