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Politik: Keine Gnade für den Hoffnungsträger

Chinas Kommunisten schließen den früheren Spitzenpolitiker Bo Xilai aus.

Peking – Seit April war in den offiziellen chinesischen Medien nichts zu lesen und zu hören von Bo Xilai, dem gestürzten Spitzenpolitiker aus Chongqing. Sogar in der Berichterstattung über den Mordprozess gegen seine Frau Gu Kailai und seinen ehemaligen Vertrauten, den Polizeichef Wang Lijun, wurde sein Name peinlich genau vermieden. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb nur vom „führenden Beamten der Kommunistischen Partei in Chongqing“, der Wang Lijun öffentlich geohrfeigt habe, als dieser ihm vom Mordverdacht gegen seine Frau berichtet habe. Seit Freitag aber ist alles anders.

Seit Freitag füllt der Name Bo Xilai die Abendnachrichten und die Zeitungen. Sogar auf der ersten Seite der „Volkszeitung“, dem Sprachrohr der Kommunistischen Partei, wurde über ihn berichtet. Denn nun ist klar: Bo Xilai fällt ins Bodenlose. Zuvor war spekuliert worden, dass sich der beliebte Politiker eventuell nur in einem parteiinternen Verfahren verantworten muss. Nun aber ist der einstige führende Vertreter der konservativen Linken, der sich bis zu seinem Sturz große Hoffnungen auf einen der wichtigsten Posten in der Kommunistischen Partei machen durfte, aus der Partei ausgeschlossen worden. Seine Parteifreunde aus dem Lager der „Neuen Linken“ konnten ihn nicht mehr retten. Auch seinen Sitz im Parlament verliert Bo Xilai, berichtete Xinhua am Wochenende. Noch schwerer wiegt die Tatsache, dass sich Bo Xilai vor einem Strafgericht für zahlreiche Verbrechen und Vergehen verantworten muss.

Schon als Bürgermeister in Dalian soll er „ernsthaft gegen die Parteidisziplin“ verstoßen haben, berichtet Xinhua. Im Mordfall gegen seine inzwischen verurteilte Frau Gu Kailai soll er seine „Macht missbraucht, schwerwiegende Fehler begangen haben und große Verantwortung tragen“, berichtete die Agentur weiter. Er soll riesige Summen Bestechungsgelder und Eigentum für sich und seine Familie angenommen und „unziemliche sexuelle Beziehungen“ mit zahlreichen Frauen gehabt haben. Auch sollen die Untersuchungen weitere Verwicklungen in Verbrechen aufgedeckt haben. Benedikt Voigt

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