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Die Vertreter der Taliban posieren für ein Foto vor ihrem Flug nach Oslo.

© Afghan Taliban / AFP

Keine Journalisten zugelassen: Taliban-Vertreter zu Gesprächen in Oslo angereist

In Norwegen haben erste Gespräche zwischen Taliban und westlichen Vertretern begonnen. International wirft man dem Land vor, auf der falschen Seite zu stehen.

Vertreter der militant-islamistischen Taliban sind in die norwegische Hauptstadt Oslo gereist und haben dort ihre Gespräche über die Situation in Afghanistan begonnen. Die Delegation sei in einem Konferenzhotel im Nordwesten der Stadt angekommen, berichtete der norwegische Sender NRK am Sonntag. Bei den bis Dienstag angesetzten Gesprächen sollten die Taliban auch Afghanen treffen, darunter Frauen, Journalisten und Menschenrechtler.

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Es ist das erste Mal, dass die Islamisten seit ihrer Machtergreifung in Afghanistan mit einer Delegation in ein westliches Land reisen. Nach Informationen des Senders NRK sollte vom Verlauf der ersten Treffen abhängen, ob die Taliban bei ihrem Besuch auch mit der norwegischen Außenministerin Anniken Huitfeldt sprechen werden oder nicht.

Diese hatte die Einladung zuvor verteidigt und argumentiert, man könne die Taliban nur im Dialog für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen. Ihre Hoffnung ist, dass sich die Situation für Frauen in Afghanistan durch diplomatische Bemühungen verbessern lässt.

Der amtierende Taliban-Außenminister Amir Chan Muttaki sagte in einer Audio-Botschaft vor der Abreise, er sei mit einer 15-köpfigen Delegation nach Norwegen eingeladen worden und werde dort neben Afghanen auch Vertreter von Norwegen, der EU, der USA und anderen Ländern treffen. Er hoffe, die Reise könne der Beginn einer positiven Beziehung der Taliban mit Europa sein.

Proteste in Kabul und der Welt

International ist das Treffen auch auf Kritik gestoßen. Sowohl in Oslo als auch vor norwegischen Botschaften in London oder Toronto protestierten Afghanen, wie aus Social-Media-Videos hervorgeht, die in der afghanischen Community vielfach geteilt wurden.

Die Demonstranten warfen Norwegen vor, den Taliban den Hof zu machen und damit auf der falschen Seite zu stehen. Auch in Kabul protestierten einige Frauen und Mädchen im Geheimen und teilten ein Video davon.

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Norwegen ist in der Vergangenheit immer wieder als Vermittler bei Konflikten in anderen Ländern aufgetreten, zuletzt unter anderem bei dem in Venezuela. Auch mit den Taliban steht das skandinavische Nicht-EU-Land seit Jahren im Dialog.

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Eine norwegische Delegation reiste in den vergangenen Tagen für Gespräche über die schwierige humanitäre Lage in Afghanistan nach Kabul. Bisher hat kein Land die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. Auch die Gespräche in Oslo bedeuteten "keine Legitimation oder Anerkennung der Taliban", betonte Norwegens Außenministerin Anniken Huitfeldt vor Beginn des Treffens.

"Aber wir müssen mit den Behörden sprechen, die de facto das Land regieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass die politische Situation in eine noch schlimmere humanitäre Katastrophe mündet." Die Taliban ihrerseits hatten vor Beginn der Gespräche die Hoffnung auf verbesserte Beziehungen zum Westen bekundet. (dpa)

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