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Politik: Keine Rache

Auch PLO-Politiker unterzeichnen Appell gegen Gewalt

Die Attentate gegen Israel, wie sie die Hamas nach der Ermordung ihres Führers Scheich Jassin angekündigt hat, stoßen bei den Palästinensern nicht nur auf Zustimmung. Die unabhängige Abgeordnete Hanan al-Ashrawi und Universitätspräsident Sari Nusseibeh gehören zu den mehr als 60 Unterzeichnern eines Aufrufs an die Palästinenser, die Tötung Jassins nicht mit Gewalt zu vergelten. In der Anzeige, die am Donnerstag in der palästinensischen Tageszeitung „Al-Ayyam“ veröffentlicht wurde, wird stattdessen zu einer Rückkehr zur gewaltlosen Intifada mit ganz präzisen politischen Zielen aufgerufen.

Ashrawi und Nusseibeh hatten bereits früher in ähnlichen Aktionen für Gewaltlosigkeit plädiert und Selbstmordanschläge in Israel kritisiert. Allerdings hatten sie damals die Anzeige aus EU-Geldern finanzieren lassen, was die gesamte Aktion in den Augen vieler Palästinenser diskreditierte. Sie wirkte ferngesteuert aus dem Westen. Auch wurden persönliche Motive vermutet, da Ashrawi und Nusseibeh nebenbei Nichtregierungsorganisationen betreiben, die von Geldern aus dem Westen finanziert werden.

Interessant am jetzigen Aufruf ist, dass er auch von führenden PLO-Politikern unterzeichnet wurde. So steht Abbas Zaki von der Fatah ebenso auf der Liste wie Jassir Abed Rabbo, Mitglied des PLO-Exekutivrates und Vertrauter Jassir Arafats. Er gehörte auf palästinensischer Seite zu den Initiatoren des inoffiziellen Genfer Friedensabkommens. Ohne die Zustimmung Arafats hätte Rabbo diesen Schritt nicht tun können. Seine Unterschrift unter dem Aufruf in „Al-Ayyam", dem Organ der PLO, deutet darauf hin, dass der Appell die Rückendeckung Arafats hat.

Auch zwei Kabinettsmitglieder, Frauenministerin Zuhaira Kamal und Kommunikationsminister Assam al-Ahmed, gehören zu den Unterzeichnern der Petition. Allerdings hat die von Israel völlig entmachtete Autonomiebehörde kein hohes Ansehen mehr bei den meisten Palästinensern. Da die Ermordung Jassins das Kräfteverhältnis erneut zu Gunsten der radikalen Islamistenorganisation verschieben wird, ist es fraglich, ob der jüngste Appell breite Resonanz finden wird.

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