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Politik: Keine Zeit für Helden

Für die Bundeswehr verläuft der Einsatz anders als an der Oder

Von Robert Birnbaum

Als „Held von der Oder“ ist der General von Kirchbach in die Annalen der Bundeswehr eingegangen. Einen „Helden von der Elbe“ wird es nicht geben, obwohl die Bundeswehr auch bei dieser Flutkatastrophe tut, was sie kann. Die Situation allerdings sei völlig anders als vor fünf Jahren, sagt ein Offizier, der in beide Einsätze involviert war. „Damals mussten wir versuchen, ein paar hundert Kilometer Deichlinie gleichzeitig zu halten. Aber mit CH-53-Hubschraubern Sandsäcke auf Deichkronen schmeißen – das steht diesmal nicht an.“ So wenig wie ein Masseneinsatz von 30 000 Mann wie an der Oder.

Von einer „wandernden“ Katastrophe sprechen die Militärs diesmal – entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen, mit denen die Krisenstäbe der Landratsämter und Städte an die Bundeswehr herantreten. In Pirna nahe der tschechischen Grenze, wo die Pegel schon wieder sinken, bauen ein paar Dutzend Soldaten gerade eine Zeltstadt für die aus ihren Häusern Geflüchteten auf. Bei Wittenberge, wo die Wassermassen erst Anfang der Woche erwartet werden, stapeln zur gleichen Zeit hunderte Soldaten Sandsack auf Sandsack in der Hoffnung, dass wenigstens dort die Elbdeiche halten. Zur gleichen Zeit fliegen die Hubschrauberpiloten der Heeresflieger, die ihre Maschinen von Münster nach Dresden und Holzdorf verlegt haben, Rettungs- und Beobachtungseinsätze. Am Sonnabend waren fast 9000 Soldaten im Einsatz, weitere 5000 standen in Bereitschaft. Ausbildungsregimenter haben ihre Dienstpläne geändert – „Sandsäcke schleppen können auch Rekruten“, sagt ein Offizier –, Reservisten haben sich gemeldet und ihre Dienste angeboten. Die Motivation sei riesig, loben Vorgesetzte – allein schon deshalb, weil die Soldaten ja oft selbst aus den Städten kämen, die sie jetzt so gut es geht zu retten versuchten.

Auf ein rasches Ende der Einsätze stellt sich die Bundeswehr nicht ein, im Gegenteil. Anders als bei der Oder-Flut und anderen Katastrophen sollen die Soldaten diesmal nicht in die Kasernen zurückkehren, sobald die akute Gefahr gebannt ist. Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat entschieden, dass die Armee auch bei den Aufräum-Arbeiten unentgeltlich weiter hilft. Dann sind wieder andere Spezialisten gefragt: Die Heeresflieger können gehen, die Pioniere mit schwerem Räumgerät, Ponton-Brücken und geländegängigen Lkw werden kommen.

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