zum Hauptinhalt
Nairobi

© dpa

Kenia: Opposition spricht von "Zivil-Putsch"

Vor dem Hintergrund blutiger Ausschreitungen in Kenia mit möglicherweise hunderten Toten hat der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga zu einer Massendemonstration aufgerufen. Nach dem umstrittenen Sieg von Mwai Kibaki bei den Präsidentenwahlen wollen mehrere Vertreter der Wahlkommission eine unabhängige Überprüfung der Auszählung.

In Nairobi und anderen Städten des Landes soll friedlich und mit schwarzen Trauerbändern demonstriert werden, kündigte Odinga an. Die Kundgebungen seien bereits bei der Polizei angemeldet worden. Odinga bezeichnete den Wahlsieg Kibakis als "zivilen Putsch".

Nach Angaben des Roten Kreuzes kamen mehr als 100 Menschen bei den Unruhen ums Leben. "Viele Orte sind unerreichbar für uns", sagte Abbas Gullet, Leiter des Roten Kreuzes in dem ostafrikanischen Land, angesichts der angespannten Sicherheitslage vor allem in den Slumgebieten von Nairobi. Mindestens 315 Menschen seien verletzt worden. Möglicherweise seien sogar hunderte Menschen getötet worden

Der Rundfunksender BBC berichtete von vollen Leichenhäusern in Kisumu, der größten Stadt in Odingas Heimatregion Nyanza. Die meisten Toten wiesen Schusswunden auf, berichtete ein Reporter. Es handele sich überwiegend um junge Männer. Aber auch zwei Frauen und drei Kinder seien unter den mindestens 43 Toten in Kisumu. Augenzeugenberichten zufolge hatte die Polizei in die Menge demonstrierender Odinga-Anhänger gefeuert. Die Polizeipräsidentin von Kisumu sagte der BBC, ihr sei nichts über Todesopfer bekannt.

Regierung verhängt Nachrichtensperre

Die Sicherheitsbehörden haben eine Nachrichtensperre verhängt. Rundfunk und Fernsehen dürfen seit Sonntagabend nicht live über die Ereignisse berichten  Die Wahlkommission hatte Kibaki am Sonntagabend mit 230.000 Stimmen Vorsprung vor Odinga zum Wahlsieger erklärt. Etliche Unstimmigkeiten bei der Auszählung konnten zu diesem Zeitpunkt nicht überprüft werden. Sowohl die Wahlbeobachter der EU als auch die US- Regierung äußerten Zweifel an einer korrekten Auszählung. Nach der Auszählung von 90 Prozent der Wahlkreise hatte noch Odinga in Führung gelegen.

Mehrere Vertreter der kenianischen Wahlkommission sprachen sich inzwischen für eine unabhängige Überprüfung der Stimmauszählung aus. "Vielleicht brauchen wir eine unabhängige Person, die unsere Arbeit prüft", sagte eines der 21 Kommissionsmitglieder. Er werde gemeinsam mit drei weiteren auf der Pressekonferenz anwesenden Kollegen die anderen Kommissionsmitglieder konsultieren, um zu einer unabhängigen Untersuchung zu drängen. (küs/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false