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Kenia

© AFP

Kenia: Polizei erschießt mindestens zwei Demonstranten

In Kenia sind bei neuerlichen Zusammenstößen zwischen Polizei und Odinga-Anhängern mehrere Menschen getötet worden. Die Opposition will trotzdem weiter auf die Straße gehen.

Bei neuen Kundgebungen der kenianischen Opposition gegen Präsident Mwai Kibaki hat die Polizei mindestens zwei Demonstranten erschossen, davon einen mit Schüssen in den Rücken. "Ein Mann wurde von hinten erschossen, als die Polizei rund tausend Jungendliche auseinandertreiben wollte", sagte ein Polizeisprecher in der westlichen Stadt Kisumu, einer Hochburg des Präsidentschaftskandidaten Raila Odinga. Ein weiterer Demonstrant erlag im Krankenhaus von Kisumu seinen Schussverletzungen. Bei einer Kundgebung im Slum Kibera bei Nairobi wurden drei Anhänger von Odingas Partei Orange Democratic Movement (ODM) verletzt.

"Nichts wird uns davon abhalten, derartige Kundgebungen zu veranstalten", sagte Odinga in Nairobi. Tausende Odinga-Anhänger gingen in mehreren Städten des Landes auf die Straße. In der Sadt Eldoret im Westen forderten die Demonstranten, Kibaki müsse sein Amt aufgeben. "Ruhe in Frieden, Kibaki - in einem Sarg, lebendig begraben", hieß es auf einem Spruchband. Odinga und seine Partei beanspruchen den Sieg bei der Präsidentschaftswahl Ende Dezember. Kibaki hatte sich jedoch zum Sieger erklärt und für eine weitere Amtszeit vereidigen lassen. Bei den Unruhen nach dem umstrittenen Urnengang kamen bislang mindestens 700 Menschen ums Leben, 200.000 ergriffen die Flucht.

"Die Polizei setzt auf eine Schläger-Taktik"

In der Hauptstadt Nairobi marschierten Anhänger der ODM in kleinen Gruppen auf das Stadtzentrum zu. Der Uhuru-Park, in dem die Opposition eine Kundgebung abhalten wollte, wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Odinga-Anhänger auseinander zu treiben. "Die Polizei setzt auf eine Schläger-Taktik, aber die Menschen kommen auf die Straße", sagte ODM-Generalsekretär Anyang Nyongo vor Journalisten in Nairobi.

Am Dienstagabend hatte die ODM einen Sieg errungen, als ihr Abgeordneter Kenneth Marende zum Parlamentspräsidenten gewählt wurde. Die US-Regierung und die EU-Kommission begrüßten die Wahl des Oppositionspolitikers. Von Marende werde erwartet, dass er die nationale Aussöhnung und die notwendigen Reformen im Land vorantreibe, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack.

Angesichts der anhaltenden blutigen Auseinandersetzungen in Kenia drohte die EU-Kommission mit dem Aussetzen der Entwicklungshilfe. Der "Provokation und Gewalt auf der Straße" müsse ein Ende gesetzt werden, sagte der Kommissar für Entwicklungshilfe, Louis Michel, vor dem Europaparlament. Es gebe "schwere Zweifel" an der Rechtmäßigkeit der Wahl vom 27. Dezember. Daher müsse Kibaki bis zur Organisation von Neuwahlen mit der Opposition die Macht teilen. Sollte dies nicht rasch geschehen, werde die EU ihre Entwicklungshilfe für Kenia "einfach unterbrechen". Das UN-Flüchtlingswerk bezifferte den aktuellen Finanzbedarf für die Hilfe in Kenia auf 6,4 Millionen Dollar. (jvo/AFP)

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