zum Hauptinhalt

Kernkraft: Weitere Schäden im Atommülllager Asse

Im Atommülllager Asse sind weitere Schäden aufgedeckt worden. Die Decke einer Einlagerungskammer zeigt Feuchtigkeit. Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen verlangt Sofortmaßnahmen.

Die schlechten Nachrichten aus dem Atommülllager Asse reißen nicht ab. Die Decke über der Einlagerungskammer 9 sei durch die anhaltenden Laugenzuflüsse feucht geworden, sagte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, am Freitag. Die Lauge drohe durch die Decke in die Kammer zu laufen. Die Abgeordnete forderte umgehend Maßnahmen, "um gefährliche Folgen einer Durchfeuchtung von Kammer 9 zu verhindern".

Kotting-Uhl berief sich auf die Analyse von "mikroseismischen Ereignissen" über dem Hohlraum. Der Betreiber des Bergwerks Asse, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), bestätigte die Angaben. Die Feuchtigkeit in der Decke sei allerdings schon länger bekannt, sagte Behördensprecher Florian Emrich. Die Zuflüsse würden beobachtet, einen Grund für sofortige Abwehrmaßnahmen gebe es nicht.

Räumung der Nachbarkammern droht

Nach Angaben von Emrich lagert in der Kammer 9 selbst kein Atommüll. Der Hohlraum sei vor etwa einem Jahr von dem vorherigen Betreiber mit Beton verfüllt worden. Kotting-Uhl befürchtet jedoch, dass die eindringende Lauge leicht in die benachbarten Hohlräume 8 und 10 gelangen kann. In diesen beiden Kammern liegen insgesamt knapp 16.000 Atommüll-Fässer, die teilweise Plutonium enthalten. Das BfS müsse prüfen, ob die sofortige Rückholung des Mülls aus den Kammern 8 und 10 machbar sei, verlangte Kotting-Uhl: "Geld darf in dieser Frage keine Rolle spielen."

Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass die Kammer 4 vom Einsturz bedroht ist. Die Linke im niedersächsischen Landtag kritisierte, das BfS habe diese Informationen fast sechs Wochen lang zurückgehalten. Von der versprochenen Transparenz des neuen Betreibers sei "nichts zu spüren". Auch Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) hatte bemängelt, er sei vom BfS nicht frühzeitig über die im Dezember festgestellten Schäden informiert worden. Das Bundesamt hat dies jedoch zurückgewiesen.

Grüne und Linke warnten am Freitag davor, weitere Kammern mit Beton zu befüllen. "Es ist jetzt wichtig, besonnen vorzugehen und bei den notwendigen Stabilisierungsmaßnahmen keine Fakten zu schaffen, die eine spätere Rückholung des Atommülls verhindern", sagte Kotting-Uhl. Der Umweltexperte der Linken, Kurt Herzog, zeigte sich "skeptisch, ob das BfS angesichts der Einsturzgefahr nicht doch auf die Flutungs-Pläne des abgelösten Asse-Betreibers Helmholtz-Zentrum zurückgreift".

Max Eckart[ddp]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false