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Premiere in Wladiwostok: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (links) besucht Russlands Präsident Wladimir Putin.

© Alexander Zemlianichenko/AFP

Update

Kim trifft erstmals Putin: Vier-Augen-Gespräch war "inhaltsvoll" und "sehr substanziell"

Das Treffen mit Donald Trump in Hanoi ist gescheitert. Zwei Monate später sucht Kim Jong Un die Nähe zu Wladimir Putin.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un und der russische Präsident Wladimir Putin haben sich nach ihrem ersten langen Vier-Augen-Gespräch sehr zufrieden gezeigt. Putin nannte das Gespräch „inhaltsvoll“, Kim Jong Un "sehr substanziell".

Es sei auch um die Situation auf der koreanischen Halbinsel gegangen, die zu den größten internationalen Problemen gehöre, sagte Kim am Donnerstag in Wladiwostok. Putin sagte, beide Seiten hätten auch darüber gesprochen, wie die Lage verbessert werden könne. Die beiden äußerten sich nach einem mehr als einstündigen Gespräch, wie das russische Fernsehen zeigte. Details wurden nicht bekannt.

„Wir konnten über die Geschichte unserer Beziehungen und über das Heute sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses sprechen“, sagte Putin. Vorab hatten er und Kim erklärt, auch über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm zu sprechen. Russland ist als Nachbarland Nordkoreas an einer atomaren Abrüstung dort interessiert. Moskau setzt sich dafür ein, dass für Schritte bei der atomaren Abrüstung die Sanktionen gegen Pjöngjang gelockert werden. Im Anschluss an das Vier-Augen-Gespräch begannen die Delegationen beider Länder mehrstündige Verhandlungen. Nach russischen Angaben war aber zunächst nicht geplant, dass Vereinbarungen unterzeichnet werden. Auch eine gemeinsame Gipfelerklärung war demnach nicht vorgesehen. An den Gesprächen im äußersten Osten Russlands nahm auch der russische Außenminister Sergej Lawrow teil.

Kim sucht die Nähe Putins

Zwei Monate nach dem geplatzten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi sucht Kim damit die Nähe zum Nachbarn Russland, mit dem Nordkorea traditionell gute Beziehungen pflegt.

Wegen der nordkoreanischen Atom- und Raketentests haben die Vereinten Nationen scharfe Sanktionen gegen das isolierte Land verhängt. Damit droht Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern, die für Nordkorea eine wichtige Einnahmequelle sind, die Ausreise aus Russland. Beide Seiten wollen das verhindern.

Im Anschluss an ihr Treffen wird der Kreml-Chef zum „Seidenstraßen“-Gipfel nach Peking weiterreisen, wo Nordkorea in seinen Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping auch eine Rolle spielen wird.

Putin will nukleare Abrüstung und weniger Sanktionen

Russland ist wie die USA an einer nuklearen Abrüstung des Nachbarlandes interessiert. Zugleich setzt sich Moskau im Gegenzug für ein Entgegenkommen beim Atomprogramm für eine Lockerung der Sanktionen gegen Pjöngjang ein. Kim dürfte bei seinem ersten Besuch der Atommacht Russland Sicherheitsgarantien einfordern, sollte er sich auf Abrüstungsschritte einlassen.

Kims Gipfel mit Trump Ende Februar in Vietnam war vorzeitig abgebrochen worden. Beide waren mit maximalen Forderungen in die Gespräche gegangen und hatten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen können. Trotzdem bewerteten sie das Treffen anschließend positiv. Erst kürzlich erklärte Trump auch einen weiteren Gipfel für möglich.

Nordkorea kritisiert US-Manöver mit Südkorea

Neue Spannungen sind aber unübersehbar. Wenige Stunden vor dem Gipfel mit Putin kritisierte Nordkorea derzeit laufende Militärübungen Südkoreas und der USA. Die Luftmanöver gefährdeten die Beziehungen zwischen den koreanischen Staaten, sagte ein nordkoreanischer Sprecher und kündigte „entsprechende Gegenmaßnahmen von unserer Armee“ an, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete.

Die Militärübung der USA und Südkoreas könne „die aggressive, anstößige und streitsüchtige Art ihrer feindseligen Handlungen nicht verbergen“, sagte der Sprecher des nordkoreanischen Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Landes. Durch den geänderten Codenamen der Übung in Südkorea würden beide Staaten suggerieren, das Manöver sei im Umfang reduziert worden - dies sei aber nicht der Fall.

Kim kam wieder im gepanzerten Sonderzug

Machthaber Kim hatte mit seinem gepanzerten Sonderzug am Mittwoch die Grenze zwischen Nordkorea und Russland überquert. Stunden später war er in der Hafenstadt am Pazifik angekommen und wurde mit militärischen Ehren empfangen. Er äußerte die Erwartung auf „erfolgreiche und nützliche Gespräche“ mit Putin. Nordkoreas Machthaber bleibt noch den Freitag in Wladiwostok und soll erst am Samstag wieder heimreisen.

Russland hatte Kim bereits im Mai vergangenen Jahres eingeladen. Zuletzt war es im Jahr 2011 zu einem Gipfel zwischen den Führern Russlands und Nordkoreas gekommen. Der mittlerweile gestorbene Kim Jong Il - der Vater des jetzigen Machthabers - hatte sich seinerzeit mit dem damaligen Kremlchef Dmitri Medwedew getroffen. (dpa)

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