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Politik: „Kinderlose werden zahlen müssen“

Weshalb Siegfried Stresing (52) gegen die Rentenbeiträge klagt

Als fünffacher Vater wollen Sie keine Rentenbeiträge mehr zahlen. Warum?

Ich wäre gerne in einer Rentenversicherung, die tatsächlich solidarisch ist, das heißt, die einen Ausgleich schafft zwischen Starken und Schwachen, und die den Generationenvertrag einhält. Nur ist dies seit langem nicht mehr der Fall.

Auf welche Reaktionen stößt Ihre Klage?

Auf den Beifall von Menschen, die ähnlich empfinden und sich nicht so artikulieren können. Aber auch auf Anfeindungen derer, die keine Kinder erziehen. Und die richtigerweise Furcht haben, dass sie deutlich mehr zahlen müssen , wenn Familien im Rentenrecht besser gestellt werden, wenn endlich Schluss ist mit der Ausbeutung von Familien. Dass die nicht begeistert sind, ist klar.

Wieso fordern Sie nicht mehr Kindergeld oder höhere RentenAnrechnungszeiten?

Anrechnungszeiten sind ein Wechsel auf die Zukunft. Bekommt eine Frau heute ein Kind, wird dieses Versprechen in 35 Jahren eingelöst. Sie kriegt eine höhere Rente. Und die wird von ihren eigenen Kindern bezahlt. Mir geht’s um die Gegenwart, hier muss was passieren. Mehr Kindergeld würde den Eindruck erwecken: Familien kriegen wieder was geschenkt. Ich will, dass deutlich wird, was das Verfassungsgericht im Pflegeurteil betont hat: Dass in unserem System zwei Säulen gleichberechtigt nebeneinander stehen, die zum Ausgleich kommen müssen: die Beiträge und die Erziehung von Kindern.

Glauben Sie, dass Politiker da rangehen? Die ignorieren ja schon das Pflegeurteil.

Das stimmt nicht ganz. Es gibt die Anregung, von Kinderlosen zwei Euro mehr zu verlangen (lacht). Die Politik hat immer versucht, Familienurteile auf unterstem Level umzusetzen. Sie fällt auf die Nase, bessert nach – und hat wieder einen Zeitgewinn. Man schiebt alles in die Zukunft und sagt sich: Irgendwann müssen wir’s nicht mehr entscheiden.

Das Gespräch führte Rainer Woratschka.

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