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Politik: Kinderschutzbund lässt Pädophilie aufklären Wissenschaftler Walter prüft Vorwürfe

gegen den ehemaligen Vorsitzenden.

Berlin - Der Göttinger Wissenschaftler Franz Walter soll nun auch den Einfluss pädophiler Netzwerke auf den Kinderschutzbund untersuchen. „Wir sind schockiert über inakzeptable Aussagen in Schriften des Kinderschutzbundes aus den 1980er Jahren“, heißt es in einem Vorstandsbeschluss des Kinderschutzbunds. Schon die Diskussion über die Liberalisierung von Pädosexualität verletze massiv die Gefühle der Betroffenen. „Sie hätte in der Geschichte nie stattfinden dürfen“, heißt es weiter. Um die Vorwürfe lückenlos aufzuklären, werde das Göttinger Institut für Demokratieforschung unter Leitung von Professor Walter gebeten, eine unabhängige Untersuchung durchzuführen.

Im Zuge der Recherchen über pädophile Verstrickungen der Grünen waren der Sozialwissenschaftler Walter und seine Mitarbeiterin Katharina Trittel in den vergangenen Wochen auch auf den Kinderschutzbund und dessen langjährigen Vorsitzenden Walter Bärsch gestoßen. Die „Welt am Sonntag“ hatte berichtet, dass Bärsch nicht nur Gründungsmitglied der pädophilenfreundlichen Vereinigung AHS („Arbeitskreis Humane Sexualität“) gewesen sei, sondern dass in seiner Amtszeit auch eine Ausgabe der Verbandszeitung „Kinderschutz aktuell“ veröffentlicht wurde, in der im Jahr 1985 mehrere Autoren unter dem Titel „Spannungsfeld Sexualität“ offen für „Liebe mit Kindern“ warben. Der heutige Verbandspräsident Heinz Hilgers zeigte sich daraufhin „entsetzt“ und erklärte, er habe von der Mitgliedschaft seines 1996 verstorbenen Vorgängers in der AHS „keine Ahnung“ gehabt. Hilgers ist seit 1993 Verbandspräsident.

Unangenehm für den Kinderschutzbund ist allerdings, dass die erhobenen Vorwürfe nicht neu sind. Die Frauenzeitschrift „Emma“ berichtete bereits im Jahr 1993 ausführlich über Bärsch, der bis Mitte 1991 Präsident des Verbands und danach dessen Ehrenpräsident war. Laut „Emma“ hat der Kinderschutzbund schon 1987 ein Buch über sexuelle Gewalt gegen Kinder herausgegeben, in dem wörtlich stehe: Das Recht auf „sexuelle Selbstbestimmung durch die Kinder selbst“ werde eingeschränkt, „indem sexuelle Kontakte zwischen einem Kind und einem Erwachsenen generell, ohne Ausnahme, unter Strafandrohung gestellt werden“.

In dem „Emma“-Artikel wird außerdem von einer umstrittenen Kampagne berichtet, die Bärsch und der Vorstand im Jahr 1991 im Alleingang durchgesetzt hätten. Auf den Plakaten einer Kampagne gegen sexuellen Missbrauch hätten Texte gestanden wie „Vati ist ihr erster Mann“ oder „Immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt, kann Onkel Paul nicht anders“. Als die Frankfurter Werbeagentur Lintas auf den Kinderschutztagen im Juni 1991 in der Bonner Beethovenhalle die Kampagne präsentiert habe, habe es Murren und teilweise laute Proteste unter den Kinderschützern gegeben – allerdings vergeblich. Die Verträge seien schon unterzeichnet gewesen.

In dem Artikel wird außerdem berichtet, dass die pädophilenfreundliche AHS im Herbst 1990 eine „künftige Kooperation“ von Arbeitsgemeinschaft und Kinderschutzbund angekündigt habe. Das sei auf einem Treffen unter Leitung von Bärsch vereinbart worden. Anlass für die Zusammenkunft sei das AHS-Positionspapier „Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen“ gewesen. Darin habe es unter anderem geheißen: Auch pädosexuelle Kontakte könnten „trotz der Ungleichheit der Partner gleichberechtigt und einvernehmlich gestaltet werden“. Die AHS war 1982 gegründet worden, nachdem sich die „Deutsche Studien- und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie“ (DSAP) aufgelöst hatte, eine Organisation, die sich laut Walter als „politische Speerspitze“ der Pädophilen verstand.

Auf den Artikel, der bereits vor 20 Jahren veröffentlicht wurde, sei man im Kinderschutzbund auch erst jetzt gestoßen, sagte eine Verbandssprecherin am Freitag: „Herr Walter soll das jetzt alles umfassend untersuchen.“ Cordula Eubel

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