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Kindsmissbrauch: Papst nimmt irische Bischöfe ins Gebet

Benedikt XVI. will nach Kindsmissbrauch durch Geistliche die Glaubwürdigkeit der Kirche erneuern. 24 Würdenträger der "grünen Insel" wurden in den Vatikan zitiert.

So harte Worte wie bei diesem eineinhalbtägigen Krisengipfel werden im Vatikan selten gefallen sein. Von einem „abscheulichen Verbrechen“ spricht Papst Benedikt XVI., und die um ihn versammelten 24 Bischöfe Irlands müssen das auch noch – für die Abschlusserklärung – zerknirscht unterschreiben. Gleichzeitig bekennen sie vor dem Papst und der Welt das „Versagen der kirchlichen Autoritäten in Irland über viele Jahre hinweg“ im Umgang mit den tausenden Fällen von Kindesmissbrauch durch Priester und Ordensleute.

„Im Geist des Gebets und der brüderlichen Gemeinschaft“, fährt die Erklärung vom Dienstag fort, hätten irische Bischöfe, Papst und Spitzenvertreter der Kurie miteinander beraten – im selben Satz aber folgt der Verweis auf die „freimütige und offene Atmosphäre“ des Treffens. Übersetzt heißt das: Da sind die Fetzen geflogen.

Irland ist nach dem Bekanntwerden der gewaltigen Missbrauchsaffäre in den USA 2001 das zweite große „Erdbeben“, das bis in den Vatikan vordringt – dies vor allem wegen der bisher starken Stellung der katholischen Kirche auf der „grünen Insel“: Knapp 88 Prozent der Iren sind katholisch getauft; zusammen mit Italien, Spanien und Portugal galt Irland als eines der katholischsten Bollwerke Europas. Die Missbrauchsfälle, die Deutschland derzeit beschäftigen, sind im Vatikan offiziell noch nicht angekommen.

Irlands Kirche wird seit mehreren Monaten durch die Untersuchungen zweier Regierungskommissionen erschüttert. Besonders verheerend wirkte der „Murphy-Bericht“ vom November 2009, der nicht nur mehrere hundert Fälle detailliert auflistet, sondern auch vier früheren Erzbischöfen von Dublin eine jahrzehntelange Vertuschung auch schwerwiegendster Vergehen anlastet. Die Bischöfe hätten „den Ruf der Kirche über die Unversehrtheit schutzloser Kinder gestellt“; sie hätten pädophile Priester nicht suspendiert, sondern von Pfarrei zu Pfarrei weitergereicht; sie hätten Schuldige systematisch den staatlichen Gerichten entzogen, nicht nur „um Skandale zu vermeiden“, sondern auch „um die Güter der Kirche zu schützen“.

Die letzte Bemerkung des „Murphy-Berichts“ spielt an auf die hohen Forderungen an Schadenersatz, die nach 2001 auf die katholische Kirche in den USA zugekommen waren und so manche Diözese an den Rand des Bankrotts getrieben hatten.

Bereits nach Veröffentlichung des Berichts hatte Benedikt XVI. die irischen Bischöfe ein erstes Mal in den Vatikan zitiert, von „Schande“ und „Verrat“ gegenüber der christlichen Lehre gesprochen und „wirksame Strategien“ angefordert, damit solche Vorgänge sich nicht wiederholten. Bis Ostern will der Papst auch einen Brief an die irischen Katholiken schreiben.

Benedikt wird darin wohl die Linie bekräftigen, die die katholische Kirche seit dem amerikanischen Skandal fährt: Keinerlei Toleranz gegenüber den Schuldigen, deren Auslieferung an ordentliche Gerichte, Entschuldigung und Versuche der Wiedergutmachung gegenüber den Opfern.

Die irische Bischofskonferenz ihrerseits hat sich bereits im Dezember „voller Demut“ bei den Opfern entschuldigt. Was diesen geschehen sei, „hätte nie passieren dürfen“, schrieben die Bischöfe. Seither ist bereits ein Oberhirte zurückgetreten; weitere Rücktrittsangebote liegen beim Papst.

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