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Vorbereitungen fuer Katholikentag

© ddp

Kirche: Im Zeichen der Versöhnung

Die jüdische Gemeinschaft hat offiziell den Kontakt zur Kirche abgebrochen. Der 97. Katholikentag in Osnabrück will das Verhältnis zu den Juden und zu den Jugendlichen verbessern. 35.000 Teilnehmer haben sich bereits angemeldet.

Berlin - Glaubt man der Statistik, wohnt in Osnabrück das Glück. In keiner anderen deutschen Stadt haben so viele Einwohner das Gefühl, glücklich zu sein. Ein bisschen vom Glanz des Glücks erhoffen sich ab Mittwoch auch die Katholiken, die sich bis Sonntag in der westfälischen Stadt zum 97. Katholikentag treffen. Es könnte funktionieren, denn schon jetzt sind 35 000 Karten für Dauerteilnehmer verkauft – 10 000 mehr als vor zwei Jahren in Saarbrücken, wo sich die Besucher in zu großen Hallen oft recht einsam fühlten. 2004 in Ulm sah es nicht besser aus, zwischenzeitlich wurde diskutiert, ob man diese Form katholischer Laientreffen nicht ganz abschaffen sollte. Der Weg in die Bedeutungslosigkeit scheint gebremst. Dafür spricht auch das Aufgebot an politischer Prominenz. Der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin, das halbe Kabinett und etliche Ministerpräsidenten wollen in Osnabrück über Klima, Familie, Rente und Arbeit sprechen.

Mehr als um soziale und wirtschaftliche Belange soll es aber um die eigene Zukunft der Kirchen gehen, um die Frage, wie man die junge Generation für sich begeistert. Denn trotz Weltjugendtag und Euphorie für den deutschen Papst entfernt sich die katholische Kirche immer weiter von den Jugendlichen, die in der Gesellschaft den Ton angeben. Das ergab kürzlich die Sinus-Milieu-Studie U 27, die der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) und das Hilfswerk Misereor in Auftrag gegeben haben. Die Jugendlichen, an denen sich die Mehrheit orientiert, die sich pragmatisch und flexibel dort andocken, wo es ihnen nützt, die sich hauptsächlich im Internet organisieren, erreicht die Kirche nur „sporadisch“.

Mehr als ursprünglich geplant wird die Katholiken in Osnabrück das Verhältnis zur jüdischen Gemeinschaft beschäftigen, das im Moment so schlecht ist wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat ebenso wie die Israelitische Kultusgemeinde in Österreich und die jüdischen Gemeinden Italiens den Kontakt mit der katholischen Kirche offiziell abgebrochen. Rabbiner Walter Homolka, der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, Rabbiner Daniel Alter aus Oldenburg und der Publizist Micha Brumlik haben ihre Teilnahme am Katholikentag abgesagt. Anlass sind zwei Sätze, die Papst Benedikt XVI. als Karfreitagsfürbitte für die von ihm wiederzugelassene tridentinische Messe konzipiert hatte. Mit Blick auf die Juden heißt es, Gott möge „ihre Herzen erleuchten, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen“. Auch wenn die tridentinische Messe nur von wenigen Kirchen gefeiert wird, sehen die jüdischen Vertreter in Benedikts Formulierung einen alten antijüdischen Reflex aufleben und verstehen sie zumindest als indirekten Aufruf zur Missionierung der Juden. Versuche seitens des Vatikans, der jüdischen Gemeinschaft zu versichern, es habe sich am Respekt der katholischen Kirche gegenüber den Juden nichts geändert, konnten den Konflikt bislang nicht entschärfen. Der Zentralrat der Juden will den offiziellen Dialog erst wieder aufnehmen, wenn der Papst seine Sätze zurückzieht.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das den Katholikentag organisiert hat, sieht sich nicht in der Konfliktlinie. Der ZdK-Vorsitzende Hans Joachim Meyer hat in den vergangenen Monaten keinen Hehl daraus gemacht, dass er sich über Benedikts neue Sätze geärgert hat. Um zur Versöhnung beizutragen, wurde das Katholikentagsprogramm dennoch ein wenig verändert und die geplante Diskussion „Beten Juden und Christen zu demselben Gott“ um das Thema „Karfreitagsbitte“ erweitert. Und statt wie im Programm vorgesehen, wird die zentrale christlich-jüdische Gebetsfeier nicht vom Osnabrücker Ortsbischof Franz-Josef Bode gemeinsam mit Rabbiner Henry G. Brandt zelebriert, sondern von Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Insgesamt soll es rund 20 Veranstaltungen zum christlich-jüdischen Dialog geben.

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