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Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat die Einführung einer Frauenquote für Leitungsfunktionen in der Kirche verkündet.

© Friso Gentsch/dpa

Kirche und Quote: Für die Frauen zu wenig

Die katholischen deutschen Bischöfe haben eine Frauenquote von 30 Prozent beschlossen. Das klingt gut – ist aber schon überholt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Was gut klingt, muss noch lange nicht gut sein. Oder gut genug. Gemeint ist der Beschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland, ihrer Kirche eine Frauenquote von mindestens einem Drittel in Leitungspositionen zu verordnen. Ja, klingt gut – nur, erster Einwand: Die Quote soll in den kommenden vier Jahren erreicht werden. Vier Jahre! Wer weiß, wie die Kirche dann dasteht, angesichts all der Hiobsbotschaften dieser Tage. Missbrauch, so horrend er ist, ist ja nur ein Thema.

Zweiter Einwand: 30 Prozent entsprechen in keiner Weise der Wirklichkeit in unserer Gesellschaft, nicht in Bezug auf die Zahl der Frauen, erst recht nicht im Hinblick auf ihren wachsenden Anspruch: Teilhabe an Macht und Einfluss. 30 Prozent als Quote sind darum heute schon von gestern; heute geht es zum Beispiel im politischen Raum um das Paritätsgesetz, das mancherorts schon Gegenwart ist. Da kommt die Kirche viel zu spät.

Frauen im Weiheamt? Natürlich. Mann muss es nur wollen

Und das ist ein Beispiel dafür, dass keiner glauben soll, es gebe grundlegende Reformen. Erst einmal jedenfalls nicht. Der Beweis: Von den Weiheämtern werden Frauen nach wie vor ausgeschlossen. Dabei muss das der wollen und tun, der in der Tat Strukturen verändern will. Heißt: Weder sind Frauen bei der Leitung der Kirche gleichberechtigt, noch werden sie es als Kleriker. Das wäre aber nötig, um außerdem die völlig überholte Sexualmoral mit dem Zölibat endlich loszuwerden. Möglich sowieso: Frauen können selbstverständlich geweiht werden, im Neuen Testament und der Theologie insgesamt gibt es nichts, was ein unüberwindliches Nein rechtfertigen würde.

Der Zölibat, Frauen als Priester, die Wiederverheiratung, die Ökumene – je länger die Katholische Kirche sich mit Reformen Zeit lässt, desto größer wird die Gefahr, in die sie sich begibt. Sie hat doch keine Zeit mehr. Der Muff von tausend Jahren… Die Verweigerung wirkt monumental. Doch fordert schon die Bibel, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Das ist in diesen Fällen nicht mehr nur ein Akt der Klugheit, sondern lebensnotwendig, damit die Kirche nicht immer weiter und weiter Mitglieder verliert. Diese Institution darf ihr wichtigstes Gut, die Glaubwürdigkeit, nicht auf dem Altar der Selbstbezogenheit und Eitelkeit opfern.

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