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Kirche: Zerwürfnis unter Katholiken

Den katholischen Bischöfen kommen die Schäflein abhanden. Pünktlich zur heute in der Katholischen Akademie Berlin beginnenden Frühjahrsvollversammlung des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK), der wichtigsten Laienorganisation der katholischen Kirche, kracht es gleich an zwei Fronten zwischen dessen Mitgliedern und der katholischen Bischofskonferenz.

Berlin - Zunächst ist da die Wahl des Nachfolgers für den scheidenden ZdK-Präsidenten Hans-Joachim Meyer. Eigentlich sollte der hessische Bildungsstaatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann (CDU) an seiner Stelle gewählt werden. Doch Anfang vergangener Woche verweigerte die Bischofskonferenz überraschend die erforderliche Zustimmung zur Wahl. Gründe dafür wurden nicht genannt. Lediglich hinter den Kulissen wurde spekuliert, ob es möglicherweise Brockmanns Beteiligung an der Gründung der Schwangerschaftsberatung „Donum Vitae“ war, die einen Teil der Bischofskonferenz gegen den Kandidaten aufbrachte.

Unklar bleibt jedenfalls, wie es weitergeht: „Ob eine Wahl stattfindet, muss die Versammlung selbst entscheiden“, sagt der Pressesprecher des ZdK, Theodor Bolzenius. Brockmann selbst hat aber bereits erklärt, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Denkbar wäre deswegen eine Verschiebung des Wahlvorgangs in den November.

Die katholische Jugend ist empört über den Vorgang. Er sei „fassungslos“ über den Einspruch der Bischöfe, sagte der BDKJ-Vorsitzende Dirk Tänzler. Tänzler kritisierte zugleich den Vorschlag des ZdK-Präsidiums, die Wahl auf den Herbst zu verschieben. Das sei vorauseilender Gehorsam. Es gebe gute Gründe, die Wahl wie geplant durchzuführen. Die katholischen Laien hätten das Recht, einen Präsidenten nach ihren Vorstellungen zu wählen. Dass die Zustimmung der Bischöfe bisher vorab eingeholt worden sei, habe allein pragmatische Gründe.

Auch an anderer Stelle gibt es Ärger: Im März hatte sich der Gesprächskreis Juden und Christen beim ZdK, ein gleichermaßen mit katholischen wie jüdischen Vertretern besetztes Gremium, ablehnend zur christlichen Mission unter Juden geäußert. Ein heikles Thema. Die Bischofskonferenz reagierte dennoch in aller Deutlichkeit. Ihr Vorsitzender Robert Zollitsch sagte, die Stellungnahme erwecke den Eindruck, als könne „der Gesprächskreis autoritativ und mit kirchlicher Verbindlichkeit ein theologisches Thema behandeln, dessen Klärung dem kirchlichen Amt vorbehalten ist.“ 

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