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Klaus Töpfer: Der Botschafter der Umwelt

Umweltbotschafter Klaus Töpfer hat auch mit 70 noch viel zu tun.

Berlin - Seit zwei Jahren ist Klaus Töpfer im Ruhestand. Ende März 2006 endete sein Engagement als Chef des UN-Umweltprogramms Unep in Nairobi. Am heutigen Dienstag wird er 70 Jahre alt. Und vermutlich wird er auch an seinem Geburtstag nicht terminfrei sein. Obwohl ein Geburtstag, an dem er tagsüber mit seiner Enkelin spielt und am Abend eine Partie Skat, durchaus nach seinem Geschmack wäre. Das ist die eine Seite des Klaus Töpfer, der das Leben liebt und den Wein. Der nach einer schweren Herzoperation im Jahr 2000 mit der Ankündigung eines „traditionellen Gansessens“ zu Weihnachten im Folgejahr anzeigte, dass mit ihm wieder zu rechnen ist.

Die andere Seite ist der manische Arbeiter, der von seinen Leuten zumindest den gleichen Einsatz fordert. Diese Ansprüche kamen im Umweltministerium in Bonn deutlich besser an als bei Unep in Nairobi. Dort genießt er zwar allerhöchsten Respekt. Aber verstanden haben sie seine Arbeitswut dort nie. Heißt es doch in einem afrikanischen Sprichwort: „Ihr habt Uhren; wir haben Zeit.“

Klaus Töpfer ist auch nach seinem Abgang in Nairobi Umweltbotschafter geblieben. Wenn über den Klimawandel oder das Artensterben diskutiert wird, kommt Klaus Töpfer fast immer zu Wort. Dabei haben sich seine Botschaften seit Jahren kaum verändert. 2004 sagte er in einem Tagesspiegel-Interview: „Klimapolitik ist die Friedenspolitik der Zukunft.“ Seither hat er diese Aussage ständig variiert. Zwei Jahre später sagte er dem Tagesspiegel: „Natur ist das Kapital der Armen. Wenn wir durch von den Industrieländern ausgelöste Klimaänderungen dieses Kapital aufzehren, ist das eine ökologische Aggression. Wir wälzen unsere Wohlstandskosten auf andere ab.“

Im Laufe seiner Unep-Jahre ist aus Töpfer immer mehr ein umweltbewegter Entwicklungspolitiker geworden. Nairobi war für ihn ein Augenöffner. „Ich lebe hier in einer Stadt, die so groß ist wie Berlin und in der mehr als 60 Prozent der Menschen in Slums leben.“ Sicherheit sei ein „privates Gut, für das bezahlt werden muss“. Dennoch sagte er: „Es ist großartig, zu sehen, mit wie viel Heiterkeit und Zusammenhalt Menschen auf solch unwürdige Verhältnisse reagieren.“ Zum Abschied von Nairobi sagte Töpfer: „Niemand geht leichten Herzens aus Afrika weg.“

Sein Weg führte von Ostafrika zurück nach Berlin, wo er inzwischen eine Wohnung hat, und viel weiter in den Osten. In Schanghai nahm er seine Lehrtätigkeit als Professor wieder auf. Zudem gehört Töpfer nach wie vor zum deutschen Nachhaltigkeitsrat, der die Regierung bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie beraten soll. Er ist mit nahezu jedem denkbaren Preis ausgezeichnet worden, unter anderem dem deutschen Umweltpreis. Es fehlt eigentlich nur noch einer: der Friedensnobelpreis. Dagmar Dehmer

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