zum Hauptinhalt

Politik: Kleine Truppe für Liberia

USA: Erst soll Afrika helfen /Amerikaner nicht unter UN-Befehl

Nairobi . Die USA bereiten nach zehn Jahren erstmals wieder einen Militäreinsatz in Afrika vor. Die Ankündigung von US-Präsident George W. Bush, man sei offen für einen in Truppenstärke und Dauer sehr begrenzten Einsatz in Liberia, ist im Lande mit Erleichterung aufgenommen worden. Die stärkste Rebellengruppe Lurd forderte sogar eine „massive Präsenz“ der USA.

Drei Hubschrauber und eine 100 Soldaten starke Vorhut der Amerikaner trafen am Dienstag im Nachbarland Sierra Leone ein. Sie sollen in Liberia eingesetzt werden, um den Schutz von 25 amerikanischen Militärexperten zu garantieren, die die Voraussetzungen für einen Einsatz prüfen sollen. Nach einem Gespräch mit UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte Bush am Montagabend, er sei „offen“ für eine Entsendung von US-Truppen, die in Liberia eine Friedenstruppe der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) unterstützen sollen. „Wir wollen Ecowas helfen“, sagte Bush, bekräftige aber zugleich, dass der amtierende Präsident Liberias, der als mutmaßlicher Kriegsverbrecher gesuchte Charles Taylor, zuvor das Land verlassen müsse.

Taylor begrüßte zwar die Entsendung von US-Friedenssoldaten, drehte aber den Spieß um: Er werde erst dann ausreisen, wenn die Friedenstruppen im Land seien. Wohin Taylor soll, ist jedoch weiter unklar. Nigeria bot ihm politisches Asyl, doch Taylor lehnte ab. Nun richtet sich das Augenmerk auf die mit Taylor befreundeten Regime in Libyen und Burkina Faso. Monrovias Bevölkerung fürchtet indes, dass der Abzug Taylors die Anarchie und das Machtvakuum noch verschlimmern könnte.

Die stärkste Rebellengruppe Lurd dringt auf eine „massive Entsendung von US-Truppen“ noch vor der Ankunft westafrikanischer Friedenssoldaten. „Washington muss handeln, damit Taylor so schnell wie möglich die Macht abgibt“, sagte ein Sprecher. Vergangene Woche hatte Ecowas beschlossen, binnen zweier Wochen bis zu 1500 westafrikanische Friedenssoldaten zur Überwachung des fragilen Waffenstillstandes nach Liberia zu schicken. Kofi Annan arbeitet an einem Zeitplan für die westafrikanische Truppe, die insgesamt 2000 Mann zählen soll und unter UN-Mandat gestellt werden könnte. Ein seit vier Wochen in Liberia geltender Waffenstillstand war immer wieder verletzt worden. Bei der nächsten Attacke von Regierungstruppen werde man die Haupstadt Monrovia einnehmen, drohte deshalb kürzlich Lurd-Präsident Sékou Damate Conneh.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false