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Kommende Woche beginnt der Weltklimagipfel in Warschau. Die Erwartungen sind nicht allzu hoch. Es wird vor allem um einen konkreten Zeit- und Arbeitsplan für die Verhandlung des Klimaabkommens gehen, das 2015 in Paris beschlossen werden soll.

© dpa

Klimagipfel in Warschau: Die Zwölf-Milliarden-Tonnen-Frage

Um unter zwei Grad globaler Erwärmung zu bleiben, müsste die Weltwirtschaft schnell umsteuern – sonst wird es teuer.

Joseph Alcamo hat eine ganz einfache Botschaft: „Wenn das Geld jetzt nicht für die Verminderung von Treibhausgasen ausgegeben wird, muss man es später für die Anpassung an den Klimawandel ausgeben.“ Doch so einleuchtend diese Analyse des Chef-Wissenschaftlers des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) auch ist, die Umsetzung ist mit zäh noch freundlich beschrieben.

Alcamo hat am Dienstag in Berlin den Report über die „Lücke“ zwischen der für die Einhaltung des Ziels, die globale Erwärmung unter zwei Grad im Vergleich zu 1850 zu halten, notwendigen Klimapolitik und ihrem aktuellen Zustand vorgestellt – ein „Ambitions-Lücken-Report“. Von Nairobi aus war Unep-Direktor Achim Steiner zugeschaltet.

Die Kernbotschaft des Unep-Berichts: Wenn die Welt all die klimapolitischen Versprechen hält, die seit dem Gipfel in Cancun 2010 gemacht worden sind, werden 2020 acht bis zwölf Gigatonnen (also acht bis zwölf Milliarden Tonnen) Kohlendioxid (CO2) im Jahr ausgestoßen werden. Auch dann wäre es technisch noch möglich, den CO2-Ausstoß von 2020 an dramatisch zu senken. Aber, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie für das UBA nachgewiesen hat, zu extrem hohen Kosten. Gunnar Luderer vom PIK sagte jüngst bei der Vorstellung der Studie, dass die Einhaltung des Zwei-Grad-Zieles Investitionen im Umfang von etwa zwei Prozent der Weltwirtschaftsleistung nötig mache, wenn schnell damit begonnen werde, die Ökonomie auf einen kohlenstoffarmen Pfad zu bringen. Würde erst von 2030 an in den Klimaschutz investiert, würde es schon rund sieben Prozent der Weltwirtschaftsleistung kosten, das Ziel noch zu erreichen. Ottmar Edenhofer, Chefökonom am PIK, sagte: „Die Kosten für die Klimapolitik steigen von einem gewissen Punkt an unverhältnismäßig stark an.“ Außerdem sind, je später mit dem Umbau der Weltwirtschaft begonnen wird, umso mehr bisher nicht erprobte und teure Techniken nötig, um den CO2-Ausstoß schnell genug zu senken, um den Klimawandel zu begrenzen.

Achim Steiner wies darauf hin, dass die „Lücke“ auch mit sehr preiswerten Investitionen, beispielsweise der Wiederaufforstung von Regenwäldern oder der Wiedervernässung von Sumpfgebieten, geschlossen werden könne. In Bäumen und den betreffenden Böden kann CO2 in beträchtlichem Umfang gespeichert werden. Monica Araya plädierte dafür, immer dann „Nein“ zu sagen, wenn viel Geld für den Aufbau einer kohlenstoffträchtigen Infrastruktur ausgegeben werden soll. Als Beispiel nannte sie ein 1,5-Milliarden-Dollar-Darlehen Chinas für Costa Rica, mit dem eine Öl-Raffinerie gebaut werden soll. Ihre Kritik hat Araya ihren Job als Klimaverhandlerin gekostet. Doch aus ihrer Sicht gehört diese Wahrheit eben auch zum Bild, das Costa Rica auf der internationalen Bühne abgibt. Vor wenigen Tagen erst hat der costaricanische Umweltminister Rene Castro Salazar im Auswärtigen Amt für die Klimapolitik seines Landes geworben und sich dafür feiern lassen, dass Costa Rica bis 2050 den Ausstoß von CO2 einstellen oder mit Wiederaufforstung kompensieren will. Die Raffinerie erwähnte er mit keinem Wort.

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