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Politik: Klimaschutz: Trittin: Steuer auf Kohle

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) dringt darauf, Kohle als Energieträger in der Konkurrenz zu Gas stärker zu belasten als bisher. Trittin kritisierte am Freitag, dass die Industrie zur Stromerzeugung zunehmend abgeschriebene Kohle-Altanlagen mit Wirkungsgraden unter 30 Prozent einsetze statt neuer, mit Gas befeuerter Anlagen mit Wirkungsgraden bis zu 80 Prozent.

Von Robert Birnbaum

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) dringt darauf, Kohle als Energieträger in der Konkurrenz zu Gas stärker zu belasten als bisher. Trittin kritisierte am Freitag, dass die Industrie zur Stromerzeugung zunehmend abgeschriebene Kohle-Altanlagen mit Wirkungsgraden unter 30 Prozent einsetze statt neuer, mit Gas befeuerter Anlagen mit Wirkungsgraden bis zu 80 Prozent. Dies führe zu dem "verrückten Effekt", dass insgesamt in Deutschland der Einsatz von Primärenergie zurückgehe, der Ausstoß an Kohlendioxid aber um 0,2 Prozent zugenommen habe. Zugleich übertreffe der Anteil der in Kraftwerken verfeuerten Importkohle erstmals den der heimischen Stein- und Braunkohle. Es stelle sich die Frage, ob es sinnvoll sei, importiertes Gas zu besteuern, Importkohle aber nicht. Bis März rechnet Trittin mit einer Einigung im Streit mit Wirtschaftsminister Werner Müller über die von den Grünen verlangte Quote für Kraft-Wärme-Kopplung.

Trittin und der Chef des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, konstatierten bei der Vorlage des Berichts "Daten zur Umwelt 2000" eine deutliche Verbesserung der Umweltsituation im Vergleich zum letzten Datenbericht 1997. Es gebe aber keinen Grund, sich zurückzulehnen. So habe Deutschland sein Klimaschutz-Ziel einer CO2-Minderung um 25 Prozent im Vergleich zu 1990 bis 2005 längst nicht erreicht. Trittin zeigte sich aber überzeugt, dass der Sprung von derzeit minus 15 auf minus 25 Prozent durch nationale Maßnahmen bewältigt werden kann.

Als große Probleme verwies der Chef des Umweltbundesamtes auf die "unaufhaltsame" Versiegelung der Landschaft durch Baumaßnahmen und den Lärm, vor allem den Verkehrs- und Fluglärm. Zwar würden Autos und Flugzeuge für sich genommen immer leiser, doch werde diese Verbesserung durch immer mehr Fahrten und Flüge im Effekt wieder aufgehoben. Lärm sei aber "nicht nur lästig, er ist auch gesundheitsschädlich". Studien belegten eindeutig, dass lärmgestresste Menschen stärker als andere Menschen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedroht seien.

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